Elektro-Wohnmobile Wankelmotor als Range-Extender
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Knaus-Tabbert hält die Elektrifizierung auch für die Caravaning-Branche in Zukunft für unausweichlich – und will frühzeitig gewappnet sein. Eine Idee steht wohl kurz vor der Serienreife.

Reisemobile sind Dauerläufer und Langstreckler. Was sollte beim Antrieb da besser passen als ein Dieselmotor? Die Symbiose der beiden Komponenten scheint auf unabsehbare Zeit in Stein gemeißelt.
Während sich in der Autoindustrie die Hersteller nach zunächst zögerlichem Engagement in Sachen Elektromobilität mittlerweile in ihren Ankündigungen regelrecht darin überbieten, wer als erster die Verbrennungsmotoren endgültig aufs Abstellgleis schiebt, dieselt der Caravaner unbekümmert weiter in den Urlaub. Von ein paar exotischen Einzelstücken abgesehen, gibt es aktuell keine Alternative zum Selbstzünder – ganz zu schweigen vom Elektroantrieb. Oder etwa doch?
„Wer die Zukunft im Blick hat, kommt um die Elektrifizierung überhaupt nicht herum. Auch in unserer Branche nicht“, erklärt Wolfgang Speck, der Chef der Knaus-Tabbert AG und verrät, dass schon in wenigen Wochen auf dem bevorstehenden Caravan-Salon das erste E-Reisemobil von Knaus-Tabbert zu sehen sein wird. Zunächst natürlich noch als Prototyp, doch soll schon „in relativ kurzer Zeit“ die Serienproduktion beginnen.
Dabei geht Knaus einen völlig eigenen Weg. „Wir haben schnell festgestellt, dass es im Reisemobil-Bereich in absehbarer Zeit keinen Chassis-Hersteller gibt, mit dem sich unsere Ansprüche an ein reisetaugliches Fahrzeug umsetzen lassen“, erklärt Wolfgang Speck.
Das Problem mit dem Gewicht
Denn die Gewichtsproblematik lässt sich mit den vorhandenen Elektro-Varianten der Transporter nicht lösen. Sie sind, egal ob Fiat Ducato oder Mercedes Sprinter, 300 bis 500 Kilogramm schwerer als vergleichbare Diesel-Versionen und pulverisieren damit die ohnehin eher knappe Zuladekapazität in der 3,5-Tonnen-Klasse nahezu auf Null. Ein massentaugliches Wohnmobil für die Zukunft macht aber nur in dieser Gewichtsklasse Sinn.
So versucht es das Unternehmen aus dem bayerischen Jandelsbrunn in Kooperation mit HWA Engineering mit einem eigenen, seriellen Hybridsystem, wie es einst bereits im ersten Opel Ampera zum Einsatz kam. Das E-Wohnmobil hat eine 35-kW-Batterie an Bord, deren Kapazität allein rund 90 Kilometer Reichweite ermöglicht.
Ein kleiner Verbrennungsmotor sorgt dafür, dass danach aber noch nicht Schluss ist. Er fungiert allerdings nur als Range-Extender, sprich: als Hochvolt-Generator, der permanent die Batterie auflädt. Das Fahrzeug, bei dem der Elektromotor die Vorderräder antreibt, fährt also ausschließlich und unbegrenzt elektrisch bis zum nächsten Tankstopp.
Genauere Leistungsdaten gibt es erst zum Debüt des Stromers. Bekannt ist derzeit nur, dass als Range-Extender im Konzeptfahrzeug ein Wankelmotor eingebaut ist, weil der verhältnismäßig klein und leicht ist sowie in dem schmalen Drehzahlband, in dem er arbeiten soll, auch sehr effizient.
Für die Serienversion ist dennoch vorerst ein 1,0-Liter-Vierzylinder-Benziner vorgesehen. Zusätzlich wird ein 230-Volt-Wandler in das Energie-Management eingebaut, um auch mit 230-Volt-Geräten autark unterwegs zu sein.
AMG-Kompetenz an Bord
Hinter den drei Buchstaben des Kooperationspartners HWA aus Affalterbach verbirgt sich übrigens Hans-Werner Aufrecht, der auch den Mercedes-Motorsport-Ableger AMG gründete. Das große Knowhow aus der Formel 1 in puncto Elektro-/Hybridantrieb käme auch Knaus-Tabbert zugute, behauptet Knaus-Mitgeschäftsführer Werner Vaterl. Schließlich denke man für die Zukunft über ein völlig eigenes Chassis nach. Das Konzeptfahrzeug basiert noch auf einem Fiat-Ducato-Fahrgestell, das allerdings nicht mehr als ein Gerüst für das E-Mobil sein wird.
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