Mobilitätsstudie Autonome Fahrdienste führen nicht immer zur Entlastung

Von Christian Otto

Car-Sharing und Ride-Sharing mit autonomen Fahrzeugen scheinen die Antwort auf das städtische Verkehrschaos. Doch eine Simulation für die schwedische Metropole Göteborg zeigt, dass nicht in immer der Umstieg vom Privatfahrzeug eine wirkliche Entlastung für das Gesamtsystem bringt.

Anbieter zum Thema

Nicht in jedem Szenario bieten autonome Fahrdienste eine Entlastung für den städtischen Verkehr. Das ergab eine Simulation für die Stadt Göteburg.
Nicht in jedem Szenario bieten autonome Fahrdienste eine Entlastung für den städtischen Verkehr. Das ergab eine Simulation für die Stadt Göteburg.
(Bild: Vasyl - stock.adobe.com/Cruise)

Autonomen Fahrzeugen und Mobilitätsdiensten soll in den Innenstädten die Zukunft gehören. Doch wie beeinflussen sie die dortigen öffentlichen Verkehrssysteme und die Verkehrssituation? Eine aktuelle Studie untersucht Potenziale und Risiken durch elektrische, fahrerlose Sharing-Dienste in der schwedischen Stadt Göteborg. Basis für die Erhebung ist ein Simulationsmodell der PTV Group.

Konkret sollte das Forschungsprojekts mögliche Auswirkungen des autonomen Fahrens auf die Stadt analysieren. Dafür wurden verschiedene Zukunftsszenarien mithilfe der multimodalen Modellierungsplattform von Göteborg durchgespielt. Die Plattform basiert auf der Software PTV Visum. In deren Umgebung untersuchten die Forschenden zahlreiche erdenkliche Entwicklungen. Sie konzentrierten sich dabei auf Car-Sharing und Ride-Sharing.

Neben den zwei Formen wurden auch verschiedene Szenarien betrachtet: Was passiert zum Beispiel, wenn 33 Prozent der heutigen Autofahrten per autonomen Ride-Sharing absolviert werden? Wie wirkt es sich aus, wenn alle Menschen vom privaten Pkw und von öffentlichen Verkehrsmitteln auf Car-Sharing oder auf gemeinsam genutzte, selbstfahrende Dienste wechseln? Das Projektteam analysierte verschiedene Parameter wie Reisezeiten, die Anzahl der Fahrzeuge und die pro Fahrzeug zurückgelegten Kilometer.

Autonom heißt nicht automatisch weniger Verkehr

Die Simulationsergebnisse zeigen, dass die vermehrte Nutzung von selbstfahrenden Fahrzeugen nicht automatisch weniger Verkehr bedeutet. Die Gesamtzahl der Fahrzeuge im Verkehrsnetz kann variieren, ohne dass sich das Verkehrsaufkommen verringert. Zum Beispiel, weil durch autonome Dienste zwar weniger Fahrzeuge unterwegs sind, diese aber mehr fahren. So führten mehrere der simulierten Szenarien sogar zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen.

Vor allem der Übergang zu autonomen Car-Sharing-Diensten erhöht das Verkehrsaufkommen deutlich. Laut der Simulationen würde es um 25 bis 30 Prozent höher ausfallen als der Übergang zum autonomem Ride-Sharing. Dort würde der Umstieg vom privaten Pkw auf selbstfahrende Ride-Sharing-Angebote das Verkehrsaufkommen sogar um bis zu 6 Prozent mindern. Anders beim fahrerloses Car-Sharing: Dort steigt das Verkehrsaufkommen sogar um bis zu 15 Prozent an.

Nutzungsmodelle beeinflussen das Einsparpotenzial

Die Unterschiede ergeben sich klar aus den Nutzungsmodellen: Während beim Car-Sharing mehrere Haushalte ein Fahrzeug zur jeweils individuellen Nutzung teilen, wird beim Ride-Sharing nur die Fahrt geteilt. Die Autos nehmen mehrere Passagiere mit ähnlichen Zielen auf und liefern sie auf optimierten Routen ab. Würden zusätzlich zu den heutigen Pkw-Nutzern auch noch die Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs auf autonome Dienste umsteigen, steigt das Verkehrsaufkommen sowohl im Car-Sharing- als auch im Ride-Sharing-Szenario.

Allerdings würde die Verlagerung des heutigen Autoverkehrs auf autonomes Ride-Sharing und Car-Sharing das Fahrzeugaufkommen auf der Straße um bis zu vier Fünftel des heutigen Werts verringern. Dies würde laut den Forschern wahrscheinlich zu einem verringerten Bedarf an Parkplätzen und neuen Fahrzeugen führen.

(ID:48266973)