Audi „Wir sollten aufhören, das klassische Autoquartett zu spielen“
Hildegard Wortmann ist seit Juli 2019 Audi-Vertriebschefin. Als erste Frau zog sie in den Vorstand bei den Ingolstädtern ein. In einem Interview hat sie nun Einblicke gewährt, welche Veränderung bei der VW-Tochter ihr von Beginn an wichtig waren – und welche noch folgen sollen.
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Audis Markenkern „Vorsprung durch Technik“ hat in den letzten Jahren vor allem durch Dieselgate tiefe Kratzer erhalten. Seit knapp zwei Jahren ist es eine von Hildegard Wortmanns Aufgaben, das Image der Ingolstädter wieder aufzupolieren. Der Claim ist geblieben, doch inhaltlich soll sich viel verändern bei der VW-Tochter.
In einem Interview mit dem Magazin „Ramp“ gibt die Vertriebsvorständin zu, dass ein Ende von „Vorsprung durch Technik“ zumindest ein Thema war. „Nicht wenige sagten mir nach meinem Start bei Audi immer wieder: 'Du solltest den Claim verändern. Du musst neu denken.' Ich habe mich dann klar entschieden: Ich ändere den Claim nicht“, sagte die 54-Jährige. Warum? Die drei Worte seien für viele Audi-Mitarbeiter schlicht ihre DNA, so Wortmann. „Gleichzeitig sage ich auch, dass wir den Begriff Vorsprung neu definieren müssen“, fügt sie an.
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Audi
Die Transformation „wird nie mehr so langsam sein wie heute“
Wie soll das gelingen? „Wir sollten aufhören, das klassische Autoquartett zu spielen“, fordert Hildegard Wortmann. Menschen seien heute andere Dinge wichtiger als „noch schneller, noch stärker, noch weiter“ – auch bei Fahrzeugen. Stattdessen forderten Kunden eine klare Haltung. Nachhaltigkeit, Elektrifizierung oder Digitalisierung seien heute nicht mehr wegzudenken. Die Marketing-Managerin meint: „Vorsprung bedeutet heute, mithilfe von Technologie einen Beitrag für die Gesellschaft und eine bessere, lebenswertere Zukunft zu leisten.“
„Ich will nicht dasitzen und zuschauen, wie vielleicht eine Transformation stattfindet“
Im Verlauf des Gesprächs schilderte Wortmann, dass sie intern nach ihrem Amtsantritt bei Audi sowohl auf Hersteller- als auch Händlerseite Überzeugungsarbeit für aus ihrer Sicht notwendige Veränderungen schaffen musste. „Ich will nicht dasitzen und zuschauen, wie vielleicht eine Transformation stattfindet“, so die 54-Jährige. „Wir wollen den Wandel der Automobilindustrie vorantreiben – und nicht von ihm getrieben sein.“ Jenen Wandel bezeichnete die Managerin als „Mammutaufgabe“. Das gelte für etablierte, aber auch neue Marktteilnehmer.
Auch wenn sie kein Autoquartett mehr spielen möchte – ans Automobil an sich glaubt Wortmann weiter. Es werde „gerade in diesen Zeiten für viele Menschen attraktiver“, zeigt sie sich überzeugt. Ein Fahrzeug sei „ein Ort der Sicherheit, ein Ort, den ich für mich einrichten kann“. Ein Auto werde immer „mehr zu einem zusätzlichen, individuellen Arbeits- und Lebensraum“, so die Audi-Vertriebschefin. „In Zukunft machen wir das Fahrerlebnis zur persönlichen Erlebnisfahrt“, gibt sie die Richtung für die nähere Zukunft bei Audi vor.
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