Mercedes-Benz auf automatisierter Testfahrt in den USA
Intelligent World Drive – fünf Kontinente in fünf Monaten: Auf dem Weg zum autonomen Fahren ist Mercedes-Benz weltweit auf automatisierter Testfahrt. Die automatisierten Testfahrten im Großraum Los Angeles und zur Consumer Electronics Show (CES) nach Las Vegas konzentrierten sich auf die Bewertung des Fahrverhaltens im dichten Stadtverkehr und auf Highways.
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Wenn der Schulbus hält, müssen in den USA auch alle anderen Fahrzeuge in der Umgebung anhalten. Die Verkehrszeichen zur Geschwindigkeitsbegrenzung sind nirgendwo sonst auf der Welt zu finden. Darüber hinaus existieren eigene Fahrspuren für Fahrgemeinschaften, Fahrbahnmarkierungen aus erhöhten Kunststoffpunkten statt farbigen Linien sowie Gesetze, die rechts überholen erlauben.
Der Straßenverkehr in den USA stellt viele spezifische Anforderungen an die Sensorsysteme und Algorithmen von automatisierten und autonomen Fahrzeugen. Auf der letzten Etappe des Mercedes-Benz Intelligent World Drive in Kalifornien und Nevada sammelte das Erprobungsfahrzeug, das auf der Serien-Limousine der S Klasse basiert, wertvolle, USA-spezifische Informationen für die Weiterentwicklung von Fahrassistenzsystemen. Ziel des Intelligent World Drive auf fünf Kontinenten war es, einen weltweiten Einblick in die realen Verkehrsverhältnisse zu gewinnen, um zukünftige, höher automatisierte Fahrsysteme an länderspezifische Verkehrs- und Nutzergewohnheiten anzupassen. Die automatisierten Testfahrten im Großraum Los Angeles und anschließend zur CES nach Las Vegas konzentrierten sich auf die Bewertung des Fahrverhaltens im dichten Stadtverkehr und auf Highways. Im Fokus stand dabei insbesondere die Erkennung von Schulbussen, Fahrbahnmarkierungen und Geschwindigkeitsschildern. Darüber hinaus wurde das „Digital Light“-System erprobt.
Stillstand, wenn der Schulbus hält, und eigene Fahrspuren für Fahrgemeinschaften
Schulbusse sind in den USA ganz besondere Verkehrsteilnehmer. Sobald sie anhalten und die Warnlichter einschalten, muss der Verkehr in unmittelbarer Umgebung stillstehen. Kein Fahrzeug darf vorbeifahren, auch nicht in der Gegenrichtung. Automatisierte und autonome Fahrzeuge müssen die Schulbusse von allen anderen Fahrzeugen unterscheiden können und erkennen, wenn sie anhalten, um Kinder ein- und aussteigen zu lassen.
Ebenso anspruchsvoll für Kamera- und Radarsysteme ist die Erkennung der separaten Carpool-Fahrspuren, die nur Fahrgemeinschaften ab mindestens zwei Personen nutzen dürfen. Die sogenannten HOV Lanes (High-Occupancy Vehicle Lane) befinden sich auf mehrspurigen Interstates und Freeways in städtischen Bereichen. Für die Sensorik und die Algorithmen von automatisierten und autonomen Fahrzeugen ist es schwierig, sie als spezielle Fahrspuren zu erkennen und von normalen Spuren oder Ausfahrten zu unterscheiden. Hinzu kommt, dass sie nicht auf einer bestimmten Fahrspur zu finden sind, sondern links, rechts oder in der Mitte sein können. Auch ihre Markierung ist nicht einheitlich. HOV Lanes können sowohl durch zwei gelbe, durchgezogene Linien als auch durch Metallplanken von den anderen Spuren getrennt sein oder sie sind mit aufgemalten Rauten markiert. Zukünftige, autonome Fahrzeuge müssen darüber hinaus die Anzahl ihrer Passagiere kennen und wissen, ob sie die Carpool-Spur nutzen dürfen. Denn in Ballungsgebieten gibt es auch HOV Lanes, die nur für Fahrgemeinschaften ab drei (z. B. Los Angeles) oder sogar ab vier Personen (z. B. New York) erlaubt sind.
Erhöhte Kunststoffpunkte zur Spurmarkierung
Eine weitere, große Herausforderung für die Sensorik und die Algorithmen von automatisierten und autonomen Fahrzeugen stellen die sogenannten Botts‘ Dots dar. Diese Punkte aus Kunststoff oder Keramik werden in vielen US Bundesstaaten auf Highways anstelle der üblichen Linien zur Fahrspurmarkierung eingesetzt. Automatisierte Systeme wie der Aktive Spurhalte-Assistent und der Aktive Lenk-Assistent müssen sie zweifelsfrei erkennen, um verlässlich zu funktionieren. Im Hinblick auf zukünftiges vollautomatisiertes Fahren plant Kalifornien als erster Bundesstaat, alle Spurmarkierungen zu vereinheitlichen und die schätzungsweise rund 20 Millionen Botts‘ Dots sukzessive abzuschaffen.
Auch die US-Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder sind einzigartig. Sie haben eine völlig andere Form und Größe als in Europa, Australien, Asien und Kanada. Selbst innerhalb der USA kann das Design dieser Schilder variieren.
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