Shuttles „In der zweiten Generation werden die Mover größer“

Autor Svenja Gelowicz

Das Geschäft mit autonomen Shuttles lockt nicht nur Quereinsteiger und Start-ups an, auch klassische Automobilzulieferer positionieren sich im Markt. Das Familienunternehmen Benteler setzt dabei auf Plattformen für Minibusse – wie es dazu kam, erklärt Marco Kollmeier, Leiter der Geschäftssparte E-Mobility, im Kurzinterview.

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„In nicht ferner Zukunft werden die Innenstädte für den motorisierten Individualverkehr gesperrt sein, viele Kommunen verfolgen solche Pläne. Mit Movern können wir dann in die Zentren fahren“, sagt Marco Kollmeier.
„In nicht ferner Zukunft werden die Innenstädte für den motorisierten Individualverkehr gesperrt sein, viele Kommunen verfolgen solche Pläne. Mit Movern können wir dann in die Zentren fahren“, sagt Marco Kollmeier.
(Bild: Benteler)

Herr Kollmeier, gemeinsam mit Bosch und anderen Zulieferern hat Benteler eine E-Auto-Plattform entwickelt, auf deren Basis Unternehmen nun Fahrzeuge aufsetzen können. Wie groß war der Schritt zu der kürzlich vorgestellten Minibus-Plattform?

Wir nutzen tatsächlich viele Ergebnisse aus dem Pkw-Bereich. Wir sprechen aber mit ganz anderen Partnern, außerdem haben Shuttles ganz andere Anforderungen. Wir nutzen neue Technologien wie Steer-by-Wire oder Radnabenmotoren. Shuttles müssen sehr robust sein, da sie ständig im Einsatz sind.

Marco Kollmeier ist Vice President Business Unit E-Mobility bei Benteler Automotive.
Marco Kollmeier ist Vice President Business Unit E-Mobility bei Benteler Automotive.
(Bild: Benteler)

Auf der neuen Plattform sollen Shuttles für 15 bis 22 Personen entstehen. Wer sind Kunden für diese Art der Beförderung?

Das Segment 15 bis 22 Personen sehen wir als Trend, um die Beförderungsquoten zu steigen. In der zweiten Generation werden die Mover größer werden. Das sehen wir auch bei Wettbewerbern. Kunden können Kommunen oder Mobilitätsanbieter sein, diese Gruppen stellen sehr klare Anforderungen an Belastbarkeit und Robustheit. Die modularen, vorintegrierten Systeme der People-Mover-Plattform bieten viele Vorteile, die Mobilität von morgen leichter, sicherer und nachhaltiger zu gestalten.

Was unterscheidet diese neue Zielgruppen noch vom klassischen Automobilkunden?

Die Kundenbeziehung ist anders, viel weniger technisch, sondern mehr anwendungsbezogen. Kommunen treiben viele Mobilitätsthemen voran, sie besitzen die Infrastruktur, um beispielsweise auch autonom fahrende Shuttles zu implementieren. Wir haben daher sehr spannende Dialoge mit Städten und Regionen, wie man die Technologie stufenweise einführen kann.

Und mit der Pkw-Plattform kommt man da nicht weit?

Wir gehen hier ganz neue Mobilitätskonzepte. In nicht ferner Zukunft werden die Innenstädte für den motorisierten Individualverkehr gesperrt sein, viele Kommunen verfolgen solche Pläne. Mit Movern können wir dann in die Zentren fahren.

Benteler ist ein Automobilzulieferer, der schon sehr früh den Schalter hin zur Elektromobilität umgelegt hat. Was ist eine wichtige Erkenntnis, die Sie gewonnen haben?

Die Elektromobilität ist da. Und die Elektromobilität arbeitet anders. Es ist nicht einfacher, ein E-Auto zu bauen, wie manchmal behauptet wird. Schnelligkeit ist entscheidend, Entwicklungszyklen von sechs bis acht Jahren akzeptiert der Markt nicht. Gerade die neuen OEMs wollen viel schneller neue Autos herausbringen. Dem muss man sich anpassen. Und das haben wir.

Ist der Einstieg bei Shuttles ein Versuch, unabhängiger von der klassischen Autoindustrie zu werden? Solche Shuttles können Sie mit Partnern sicher auch gänzlich selbst fertigen.

Nein, das kann man so nicht sagen. Wir erschließen damit neue, wachsende Märkte. Ein OEM werden wir jedoch nicht. Aber wir unterstützen unsere Kunden dabei, Mover zu bauen. Denn durch unser starkes Partnernetzwerk sind wir in der Lage, auch komplette Shuttles zu entwickeln und zu fertigen. Gemeinsam mit unseren Partnern bieten wir vorabgestimmte Lösungen an, in die unsere Kunden ihre ADAS-Systeme einsetzen können. So sparen sie wertvolle Entwicklungszeit und sind schneller auf dem Markt.

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