Bundesregierung Bahn hat ihre Baustellen nicht im Griff

Quelle: dpa

Im vergangenen Jahr hatte jeder vierte deutsche Zug Verspätung. Das soll sich ändern. Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung hat schon eine bestimmte Stellschraube im Blick.

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(Bild: Deutsche Bahn)

Der neue Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, sieht die Pünktlichkeit und bessere Fahrgastinformationen als wichtige Ansatzpunkte für ein attraktiveres Angebot. Der FDP-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Um Pünktlichkeit zu erreichen, ist vor allen Dingen das Baustellen-Management zentral.“

Es gebe einen hohen Sanierungsstau und einen Rückstand bei der Instandsetzung, was Schritt für Schritt abzuarbeiten sei. Dabei müsse das Management optimiert werden, damit unter Betrieb gebaut werden könne und die Kapazität möglichst wenig eingeschränkt werde.

„Fahrgäste sind häufig davon betroffen, wenn Züge wegen Baustellen nicht pünktlich sind und man Anschlüsse verpasst“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium. „Diese Unterbrechungen müssen vermieden werden.“ Höhere Pünktlichkeit sei ein zentrales Thema, „das wir auch als Eigentümer beim Bahnvorstand klar artikuliert haben“.

Externe Faktoren drücken die Pünktlichkeit

Im vergangenen Jahr kamen im Schnitt 75,2 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich am Ziel an und damit deutlich weniger als im Jahr davor, wie die Deutsche Bahn mitgeteilt hatte. Im Jahr 2020, dem ersten Corona-Jahr, hatte die Pünktlichkeit bei knapp 82 Prozent gelegen. Allerdings hatte die Bahn 2021 mit mehreren Krisen zu kämpfen, die den Zugverkehr stark einschränkten, wie die Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands und der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.

Theurer forderte auch konkretere Informationen bei Störungen. Dies werde in der Regel schon gemacht, die Qualität ließe sich aber sicher weiter verbessern. „Wenn man den Anschluss verpasst, ist entscheidend zu wissen, wie komme ich dann weiter? Der Grund der Verspätung allein hilft dem Fahrgast selten weiter. Wichtig sind Informationen und Hilfe, das Ziel auch mit einem anderen Zug zu erreichen.“

Der Beauftragte betonte: „Die Bahn hält auch in der Pandemie den Verkehr aufrecht, und das ist wichtig. Dafür gilt allen Mitarbeitern mein größter Respekt und Dank.“ Die Erfahrung im Sommer habe gezeigt, dass Fahrgäste im Fern- und Nahverkehr sehr schnell zurückkehren. „Deshalb sind die Prognosen des Bahnvorstands, dass die Wirtschaftlichkeit sich wieder verbessern wird, durchaus realistisch.“

99 Prozent halten sich an die Regeln

Nun sei es in der fünften Welle absolut geboten und notwendig, dass Vorsichtsmaßnahmen auch umgesetzt werden. Dazu gehörten das Tragen von FFP2-Masken und die 3G-Regel. Verstärkte Kontrollen zeigten, dass die Regeln zu 99 Prozent eingehalten würden.

Zum Güterverkehr sagte Theurer: „Fakt ist, dass die Bahn bei einem insgesamt steigenden Güterverkehrsvolumen ihren Anteil halten konnte. Das heißt, der Abwärtstrend konnte gestoppt werden. Das ist zumindest ein erstes positives Signal. Aber die Koalitionsparteien haben sich darauf verständigt, den Anteil der Schiene am Güterverkehr von derzeit knapp 19 Prozent auf 25 Prozent erhöhen zu wollen.“ Das erfordere massive Investitionen in die Kapazität. „Im bestehenden Netz ohne weitere Maßnahmen ist diese Steigerung kaum vorstellbar.“

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