China Market Insider Weltrekord: China testet schnellsten Magnetschwebebahn-Schlitten

Von Henrik Bork |

Magnetschwebebahnen sind in China schon Teil des Verkehrskonzeptes. Allerdings stellt ein neues Forschungsprojekt bisherige Höchstgeschwindigkeiten in den Schatten. Die Schallgeschwindigkeit ist nicht mehr fern.

Es gibt in China schon Magrnetschwebebahnen oder auch Maglev, wie hier auf der Strecke in Schanghai. Der nun geteste Schlitten allerdings ist wesentlich schneller unterwegs.
Es gibt in China schon Magrnetschwebebahnen oder auch Maglev, wie hier auf der Strecke in Schanghai. Der nun geteste Schlitten allerdings ist wesentlich schneller unterwegs.
(Bild: Maglev / Max Talbot-Minkin / CC BY 2.0 / flickr.com)

China hat eine neue Schwebebahn getestet, die Geschwindigkeiten von mehr als 1.000 Stundenkilometern ermöglicht. Das ist fast Schallgeschwindigkeit. Der neue Weltrekord wurde nicht mit einem kompletten Maglev-Zug (magnetic levitation bzw. Magnetschwebebahn, Anm. d. Red.) erreicht, sondern vorerst nur mit einem einzelnen, „elektromagnetischen Schlitten“. Dennoch ist er als wesentlicher technologischer Durchbruch bei der Weiterentwicklung von Maglev-Zügen zu werten.

Die Geschwindigkeit sei auf einer neuen Teststrecke in der Stadt Jinan in der ostchinesischen Provinz Shandong erreicht worden, berichten chinesische Medien. Auf der Webseite des staatlichen Fernsehsenders CGTN ist ein einzelner Waggon zu sehen, der extrem schnell über eine auf Pfeilern montierte Stahlschiene zoomt.

80 Prozent der Schallgeschwindigkeit erreicht

Auf der neuen Strecke könnten Objekte von mehr als einer Tonne Gewicht auf bis zu 1.030 Stundenkilometer beschleunigt werden, heißt es in den Berichten. Das entspricht in etwa 80 Prozent der Schallgeschwindigkeit. Zum Vergleich: Der Maglev-Zug in Shanghai, dessen erste drei Versionen von Siemens und ThyssenKrupp mit einem elektrischen System von Vahle gebaut worden sind, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 431 Stundenkilometer.

Chinas Ingenieure hatten damals gut aufgepasst und heute braucht man die deutschen Unternehmen in der Volksrepublik nicht mehr. Ein vierter Maglev-Zug in Shanghai ist in China schon selbst produziert worden.

Auch ist in der Volksrepublik inzwischen das mit mehr als 40.000 Kilometern längste Netzwerk von „Gaotie”-Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn-Strecken der Welt gebaut worden, vergleichbar dem deutschen ICE oder dem japanischen Shinkansen. Jüngste Forschungsprojekte legen nahe, dass Peking als nächstes ein Netzwerk von superschnellen Maglev-Strecken plant.

Der neue Schlitten in Jinan fährt fast zweieinhalb Mal so schnell wie der bereits seit Oktober 2003 Maglev in Shanghai - der erste kommerziell genutzte Maglev-Zug der Erde - und immer noch 1,7 Mal so schnell wie ein von JR Tokai in Japan entwickelter Maglev-Testzug.

China für diese Züge prädestiniert

„Mit seiner großen Landfläche, langen Distanzen, flachem Terrain und stark bevölkerten Gebieten, sowie seiner Fähigkeit zum zügigen Implementieren von Infrastruktur-Projekten könnte China schon bald auch bei Maglev-Zügen weltweit führend sein,“ schreibt die Asia Times anlässlich des neuen Rekords.

Die neue Teststrecke in Jinan werde vom “Institute of Electrical Engineering“ der chinesischen Akademie der Wissenschaften betrieben, mit Unterstützung der Regierungen der Stadt Jinan und der Provinz Shandong, berichten chinesische Medien.

Bevor der jetzige Geschwindigkeits-Weltrekord für eine Magnetschwebebahn aufgestellt werden konnte, habe man „fünf Schlüseltechnologien“ weiterentwickelt, schreibt die chinesische Wissenschafts- und Technologiezeitung Keji Ribao.

So sei ein neuer „Hochgeschwindigkeits-Linearmotor mit hoher Schubleistung“ gebaut worden. Auch ein elektrisches System mit 100 Megawatt sei von den chinesischen Ingenieuren selbst entwickelt worden, hieß es. Die gesamte Strecke in Jinan sei weltweit die erste „landgestützte, ultraschnelle Testanlage, die elektromagnetische Felder nutzt“, schreibt die South China Morning Post.

460 Millionen Euro Forschungsvolumen

Die Technologie ist von Maglev-Zügen her bekannt: Zwischen Spulen innerhalb des Schlittens und einer Stahlschiene wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt, dass das Gefährt zum Schweben bringt und dann vorwärts katapultiert, sobald der Strom eingeschaltet wird.

Für das Forschungsprojekt in Jinan hat der chinesische Staat 3,3 Milliarden Yuan (rund 460 Millionen Euro) bereit gestellt. Die Testfahrten mit dem Schlitten und seinen Nachfolgern sollen ab jetzt Chinas Erforschung von führenden Technologien wie der Umwandlung und Kontrolle von Elektrizität im Hochleistungsbereich oder „ultraschneller elektromagnetischer Antriebssysteme“ zu Gute kommen, schreibt die örtliche Zeitung Jinan Ribao.

Es gäbe noch eine Vielzahl technologischer Probleme zu lösen, etwa in den Bereichen Aerodynamik, bei Performance-Materialien mit extremer Belastbarkeit, der Messung und Kontrolle hoher Geschwindigkeiten in komplexen, dynamischen Umgebungen. Für all dies werde die neue Teststrecke hilfreich sein, schreibt die chinesische Wissenschafts-Zeitung.

Über den Autor

Henrik Bork ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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