Europcar-Übernahme Volkswagen-Chef Diess: „Eine Stunde Nutzung pro Auto am Tag ist zu wenig“

Von Christoph Seyerlein

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Mit der erneuten Übernahme von Europcar will Volkswagen einen weiteren Schritt auf dem Weg von der Transformation vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter gehen. Was sich der Konzern konkret erhofft, schilderte nun CEO Herbert Diess.

Volkswagen-Chef Herbert Diess will, dass Kunden Autos ausgiebiger nutzen.
Volkswagen-Chef Herbert Diess will, dass Kunden Autos ausgiebiger nutzen.
(Bild: Volkswagen)

Was hat Volkswagen nach der erneuten Übernahme von Europcar vor? Klar ist: Ein klassischer Autovermieter soll das Unternehmen nicht bleiben. Stattdessen wollen die Wolfsburger Europcar zu einer Mobilitätsplattform umbauen. Wie das aussehen könnte, skizzierte nun Konzernchef Herbert Diess am Rande der IAA Mobility in München.

Um mehr Geschäft generieren und gleichzeitig auch einen positiven Effekt für die Umwelt erzielen zu können, gehe es für die Wolfsburger künftig darum, die Zeit auszudehnen, in der Kunden Autos aus dem Konzern nutzen. In Deutschland stehe ein Fahrzeug durchschnittlich 23 Stunden am Tag herum, sagte Diess. „Eine Stunde Nutzung am Tag ist einfach zu wenig“, meinte der Topmanager.

Gleichzeitig seien Trends wie Carsharing, die dem schon länger entgegenwirken wollen, bislang kaum profitabel. Auch dort sei die Nutzung mit etwa zwei Stunden am Tag im Schnitt zu gering. Außerdem herrsche bei den Kunden eine geringe Bereitschaft, für solche Dienste zu bezahlen. Etwas besser stünden da schon die Vermieter da: Deren Autos würden etwa drei bis vier Stunden am Tag genutzt.

Erste Pilotversuche in Österreich?

Volkswagens Idee lautet nun: Sharing- und Vermietung definitiv auf einer Plattform bündeln, um so die Nutzung vorhandener Fahrzeuge zu steigern. „Dann könnte etwa Carsharing profitabel sein. Das wäre schon ein großer Fortschritt“, unterstrich Diess auch im „OMR-Podcast“.

Doch nur bei Sharing- und Mietfahrzeugen aus den eigenen Flotten soll es auf der Plattform wohl nicht bleiben. Im Rahmen der konzerneigenen „New Auto Night“ am Rande der IAA kündigte Herbert Diess bereits an, auch Händlerfahrzeuge dort integrieren zu wollen. Im OMR-Podcast versah er diese Pläne noch mit einem „vielleicht“. Ein erster Pilotmarkt für eine solch umfassende Plattform kristallisiert sich aber bereits heraus: Allem Anschein nach will sich Volkswagen zuerst in Österreich daran versuchen.

Diess erklärte auch, man habe sich mit Europcar gezielt einen Vermieter als Ziel ausgeguckt, da der Konzern die dortigen Strukturen denen von Carsharing-Anbietern oder auch neuen Konkurrenten wie Uber oder Lyft für überlegen hält. Der 62-Jährige meint: „Die Vermieter haben die kritischen Übergabestandpunkte wie Flughäfen oder Bahnhöfe schon heute besetzt.“ Und ihr Geschäft sei profitabel. Zudem würden einige Firmen wie etwa Sixt ihre Geschäftsmodelle auch konsequent weiterentwickeln. Künftig will nun auch Volkswagen ein ordentliches Stück jenes Kuchens abhaben.

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