Porsche „Frauen fühlen sich bei uns als Kundinnen bislang nicht ernst genommen“

Autor Christoph Seyerlein

Acht von zehn Porsche-Käufern sind Männer. Der Hersteller will das ändern. Helfen sollen unter anderem Anpassungen im Handel. Wir haben uns die Weltpremiere des Konzepts „Destination Porsche“ in Dortmund angesehen.

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Porsche will auch mit einer neuen Markenarchitektur im Handel dazu beitragen, Hürden für neue Kundengruppen abzubauen.
Porsche will auch mit einer neuen Markenarchitektur im Handel dazu beitragen, Hürden für neue Kundengruppen abzubauen.
(Bild: Seyerlein)

Technologisch ist der Wandel bei Porsche bereits in vollem Gange. Mit dem Taycan hat sich der Sportwagenhersteller ins Elektro-Zeitalter vorgewagt. Noch in diesem Jahrzehnt wollen die Zuffenhausener den Anteil an Autos, die mit Stecker verkauft werden, auf mindestens 50 Prozent steigern. Parallel dazu investiert der Hersteller in synthetische Kraftstoffe, um auch Verbrenner-Klassikern wie dem 911 eine Zukunftschance zu schaffen.

Doch auch an anderer Stelle will sich Porsche verändern. Die VW-Tochter nimmt neue Kunden ins Visier. Bislang sind acht von zehn Porsche-Käufern Männer. Jahr für Jahr steigt zudem das Durchschnittsalter der Kunden. Da will die Marke nun einhaken. Neue Zielgruppen sollen erschlossen werden, junge Menschen, vor allem aber auch Frauen.

„Bloß keine Arroganz“

Doch woran liegt es, dass Porsche aktuell eine ziemliche Männerdomäne ist? Vertriebsvorstand Detlev von Platen hat da so eine Vermutung: „Uns ist bewusst, dass Porsche auf Außenstehende beängstigend wirken kann“, sagte der Topmanager in dieser Woche im Zuge der Eröffnung des neuen Porsche-Zentrums in Dortmund. Das will der Hersteller in Zusammenarbeit mit dem Handel nun gerade am Point of Sale verändern. „Bloß keine Arroganz“, lautet von Platen zufolge künftig die Maxime.

Auch Alexander Pollich, der Porsches Geschäfte in Deutschland leitet, hat manches Problem in der Außendarstellung der Marke ausgemacht. „Gerade Frauen fehlen die Touchpoints zu Porsche. Sie fühlen sich bei Kundinnen bislang nicht ernst genommen.“

Uns ist bewusst, dass Porsche auf Außenstehende beängstigend wirken kann.

Detlev von Platen

Das zu ändern, wird auch die Aufgabe des Handels sein. Einer von ihnen ist Christoph Kösters, Geschäftsführer der Porsche-Zentrums in Dortmund. Neue Kunden zu gewinnen, heißt für ihn auch neue Anforderungen an die eigenen Mitarbeiter zu stellen. Oder erst einmal die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen. „Einfach ist das nicht“, gibt Kösters zu. Die Anforderungen seien völlig andere als noch vor zehn Jahren.

„Es geht hier nicht um die Autos“

Die neue Porsche-Markenarchitektur für den Handel soll jene Entwicklungsprozesse unterstützen. Detlev von Platen sagte dazu: „Wir bewegen uns ein Stück weit weg vom klassischen Autohaus. Weg vom Produkt, hin zum Menschen im Zentrum.“ Oder wie es Alexander Pollich bei der Eröffnung in Dortmund ausdrückte: „Es geht hier nicht um die Autos.“

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Stattdessen sollen sich Kunden bei Porsche wohlfühlen und viel Zeit verbringen. Geburstagsfeiern, Firmenevents, oder einfach mal eben auf einen Kaffee – auch dafür sollen Interessenten künftig zur Marke kommen. Oder wie Vertriebsvorstand von Platen es ausdrückt: „Seele ist noch wichtiger als schöne Wände.“

Dem Handel verlangt der Hersteller insgesamt viel ab. Die 19 Millionen Euro für den Bau des Porsche-Zentrums Dortmund – eine irre Summe für ein Autohaus – haben alleine die Inhaber der betreibenden Hülpert-Gruppe gestemmt. Damit sich dieses Investment rechnen kann, sind neue Kundengruppen für Christoph Kösters und sein Team Pflicht.

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