Automobilzulieferer: Transformation oder Untergang

Redakteur: Benjamin Kirchbeck

Aller Skepsis zum Trotz: Die globale Mobilität wird in Zukunft elektrischer. Doch was geschieht dann mit den deutschen Zulieferern für Verbrennungsmotoren?

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(Bild: Shuterstock)

Wie sieht die automobile Antriebstechnologie im Jahr 2030 aus? Setzt sich die Elektromobilität durch, hat das erhebliche Auswirkungen auf die künftigen Absatzchancen der im Verband organisierten Unternehmen. Das Center of Automotive Management (CAM) hat im Auftrag des Industrieverbandes Gießerei-Chemie (IVG) eine Marktabschätzung für Deutschland, die Europäische Union, die USA und China durchgeführt.

Die Analyse kommt unter der Voraussetzung eines starken Ausbaus der Lade-Infrastruktur zu dem Ergebnis: „E-Mobilität wird sich durchsetzen mit gravierenden Folgen für die Automobilindustrie im Allgemeinen und die im IVG assoziierten Unternehmen im Besonderen“, so Studienleiter Professor Dr. Stefan Bratzel, Director des CAM. „Vor allem für jene, die überwiegend Teile für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuliefern.“

Entwicklung der Elektromobilität bis zum Jahr 2030.
Entwicklung der Elektromobilität bis zum Jahr 2030.
(Bild: IVG)

Immerhin werden 2030 in Deutschland fast 30 Prozent der Neuzulassungen E-Fahrzeuge sein, was einen jährlichen Absatz von rund 900.000 Pkw hieße. Insgesamt werden dann rund 6 Millionen Elektro-Pkw auf deutschen Straßen fahren. Das Produktionsvolumen für Verbrennerfahrzeuge wird von 3,2 Millionen Fahrzeugen (2016) auf nur noch 2,4 Millionen sinken.

„Das ist für uns kein Schreckensszenario, sondern ein Motivationsschub“, sagt Dr. Carsten Kuhlgatz, Vorsitzender des Industrieverbands Gießerei-Chemie. „Erstens bedeutet das Ergebnis, dass es 2030 noch über 70 Prozent Verbrennungsmotoren geben wird. Zweitens bieten auch E-Motoren Chancen für uns.“ Beispielsweise durch deren Weiterentwicklung mit Hilfe von Gussteilen oder bei Lösungen zur Befestigung der Akkus. Zumal sie ein wichtiges Sicherheitsbauteil darstellen, da sie nicht brennbar sind. „Ich glaube fest daran, dass Deutschland als traditioneller Innovationsführer hier Großartiges leisten wird und die Technologieführerschaft hinsichtlich Kosten und Sicherheitsstandards übernehmen kann“, so Kuhlgatz.

Ohne Transformation keine Überlebenschance

Trotzdem, so das Studien-Fazit, sei es für die Zulieferunternehmen ratsam, entsprechende Anpassungs- und Transformationsstrategien vorzubereiten. Zum Ersten wären Optionen einer technologischen Kompetenzerweiterung denkbar wie Komponenten der Elektromobilität. Zum Zweiten böten sich Strategien der Branchendiversifizierung jenseits der Autoindustrie an, um den Handlungskorridor zu erweitern. Zum Dritten könnten Unternehmen erwägen, die Wertschöpfungstiefe und -breite im Bereich des Verbrennungsmotors zu erhöhen und damit zu den Konsolidierungsgewinnern zu zählen.

„Zu viel Zeit sollten sich die Unternehmen angesichts der enormen Anforderungen für die Umsetzung derartiger Transformationsstrategien aber nicht lassen“, rät Studienleiter Professor Bratzel. Denn unumstritten ist mit erheblichen Rückgängen der Marktanteile und des Umsatzvolumens beim Verbrennungsmotor in Deutschland zu rechnen. Wenn diese Entwicklungen auch schleichend stattfinden und erst zu Beginn der 2020er Jahre an Dynamik gewinnen werden.

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