Odin Automotive Streetscooter hat endlich einen Käufer gefunden
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Die Zukunftsperspektive für den Hersteller von E-Lieferwagen konkretisiert sich. Ein neu gegründetes Luxemburger Unternehmen hat die Übernahme beim Kartellamt angezeigt. Der Käufer ist ein ehemaliger BMW-Vertriebsvorstand und jetziger E-Tech-Manager.

Für den Elektrotransporter-Hersteller Streetscooter scheint es endgültig eine Zukunftsperspektive zu geben. Die defizitäre Tochter der Deutschen Post soll komplett von einer Firma namens Odin Automotive übernommen werden, die ihren Sitz in Luxemburg hat. Wie aus einer Anzeige beim Bundeskartellamt hervorgeht, will Odin 100 Prozent der Anteile der Streetscooter Engineering GmbH in Aachen übernehmen (Az. B4-98/21).
Die Post hatte ihre Tochter, die einst als Pionier elektrisch betriebener Lieferwagen Aufsehen und Anerkennung gewann, schon vor einiger Zeit zum Verkauf gestellt. Allerdings hatten sich in der Automobilindustrie keine Partner für eine breite Vermarktung der Transporter gefunden, die das Projekt wirtschaftlich gemacht hätten. Zudem arbeiten immer mehr Hersteller in ihren klassischen Modelllinien an entsprechenden Fahrzeugen.
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Streetscooter
Deutsche-Post-Manager: „Für 10.000 Fahrzeuge wirtschaftlich tödlich“
Zuletzt hatte sich das Produktionsende bei Streetscooter aber immer weiter verschoben, da die Post weiter hohen Eigenbedarf an den E-Lieferwagen hat. So hatte sich das endgültige Aus für die Fertigung in Aachen nach Post-Angaben bis mindestens Ende 2022 verschoben. Auch Gerüchte über neue Invest-Interessenten hielten sich.
Nun ist der Käufer konkret, nur bekannt ist er nicht. Was nicht verwundert, denn Odin Automotive wurde nach Recherchen der Tageszeitung „Welt“ erst Mitte September gegründet. Bekannter ist der Kopf hinter Odin: Stefan Krause. Der heute 58-Jährige war rund zwei Jahrzehnte für BMW tätig, bevor er im März 2008 als Vertriebsvorstand des Autobauers ausschied. Danach war er zunächst branchenfremd für die Postbank und die Deutsche Bank aktiv.
In die Autobranche kehrte Krause nach eigenen Angaben im März 2017 zurück, als er Finanzvorstand von Faraday Future wurde. Vom Tesla-Konkurrenten schied er allerdings nach wenigen Monaten, um sich Canoo anzuschließen, einem Start-up zur Herstellung leichter Nutzfahrzeuge.
Seit Februar dieses Jahres tritt Krause als Finanzvorstand der Levere Holdings Acquisition Corp. auf, einer zu Akquisitionszwecken gegründeten Firma ohne operative Tätigkeit und Betriebsvermögen, Spac genannt. Ob Levere und Odin Automotive operativ zusammenhängen, ist unklar. Der „Welt“-Bericht nennt Krause persönlich als Hauptgesellschafter neben anderen branchenfremden Investoren.
Welche Ziele Krause mit dem Invest verfolgt, ist ebenfalls noch unklar. Laut dem „Welt“-Bericht ist Streetscooter für die Post ein „Fiasko“. Allein in den Jahren 2019 und 2020 soll demnach ein Verlust von 450 Millionen Euro angefallen sein. Bislang kamen keine 20.000 Streetscooter-Modelle auf die Straßen. Zwar will der Post-Konzern den Angaben zufolge am Ende des Jahrzehnts 80.000 E-Fahrzeuge in der Auslieferung einsetzen. Doch selbst wenn das alles Streetscooter-Modelle sind, dürften die Stückzahlen für ein tragfähiges Geschäft zu gering sein.
Streetscooter selbst scheint jedenfalls an eine Zukunft zu glauben. Derzeit bietet das Unternehmen auf seiner Webseite 16 offene Stellen, darunter Ingenieure, Softwareentwickler und Prozessmanager.
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Streetscooter-Gründer rechnet mit Post ab
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