Transformation Sechs Experten stellen „acht Maximen für eine bessere Mobilität“ auf

Von Christoph Seyerlein

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Wie kann eine Mobilitätswende in Deutschland gelingen? Sechs namhafte Experten haben dazu nun ein Strategiepapier entwickelt. Welche acht Dinge sie von der nächsten Bundesregierung fordern.

Die acht Mobilitäts-Experten empfehlen unter anderem, dass sich die Gesellschaft vom Besitzen in Richtung Nutzen bewegen solle.
Die acht Mobilitäts-Experten empfehlen unter anderem, dass sich die Gesellschaft vom Besitzen in Richtung Nutzen bewegen solle.
(Bild: Moovit)

Das Mobilitäts-Institut der Universität St. Gallen hat ein „Manifesto Zukunftsmobilität“ veröffentlicht. Unter den sechs Verfassern befinden sich zahlreiche namhafte Experten.

Die „Acht Maximen für eine bessere Mobilität“ haben Andreas Herrmann (Direktor des Instituts für Mobilität), Kirstin Hegner (Managing Director Digital Hub Mobility Unternehmertum), Johann Jungwirth (Vice President Maas Mobileye), Jürgen Stackmann (Ex-Vorstand Skoda, Seat, VW Pkw), Matthias Ballweg (Director Mobility Systemiq) und Hans-Peter Kleebinder (Managing Director Executive Education, Institut für Mobilität Uni St. Gallen) ausgearbeitet.

In dem Papier fordert das Sextett, dass Menschen, Städte und Gemeinden, Unternehmen und Gesetzgeber gleichermaßen mit anpacken müssten, um eine Veränderung der Mobilität herbeizuführen. Für Deutschland sei die Regierungsbildung nach der anstehenden Bundestagswahl am 26. September für die Zukunftsmobilität „elementar wichtig“.

Diese acht Punkte fordern die Experten

  • Multimodalität: Neue Mobilitätsplattformen sollen dabei unterstützen, dass sich Menschen (und auch Güter) schnell, einfach, sicher, günstig, CO2-neutral und ohne unnötige Umstiege fortbewegen können. Fahrrad- und Fußwege spielen dabei neben motorisierten Angeboten ebenfalls eine Rolle. Apps könnten die ökologisch beste Verkehrskette für Nutzer ermitteln. Wichtig sei es dabei, dass nicht jede Stadt oder Region ihre eigene Lösung entwickelt. „Ein lokaler oder regionaler Flickenteppich hilft nicht, um die Kunden für diese neue Mobilität zu begeistern“, heißt es in dem Strategiepapier.
  • Nutzen statt Besitzen: Fahrzeuge könnten durch einen Mobility-as-a-Service (MaaS)-Ansatz effizienter eingesetzt werden als heutzutage. Dazu könnten auch Auto-Abos, Sharing-Modelle und Co. beitragen. Das Ziel: Der Fahrzeugbestand muss kleiner werden, um beispielsweise Staus in Städten einzudämmen.
  • Städte für Menschen, nicht für Autos: Das Auto stand in den letzten 100 Jahren oft im Mittelpunkt der Stadtplanung. Das sollte sich aus Sicht der Experten ändern. Sie empfehlen beispielsweise autofreie Zonen. Pendler sollten im Stadtgebiet beispielsweise in autonomen Shuttles von A nach B gelangen. Städte wie Singapur oder Shenzhen gingen dabei bereits voran. Aber auch in „alten“ Metropolen wie Paris und Kopenhagen gebe es entsprechende Initiativen.
  • Modellstädte schaffen: Die Experten empfehlen dem Bund, in Deutschland in Absprache mit den Ländern ein Förderprogramm für Mobilitäts-Modellstädte aufzulegen. Mobilitätsdaten sollten in diesen Städten frei verfügbar sein. Laut dem Strategiepapier könnten jene Städte dadurch für Technologiefirmen als Standorte interessant werden. Die Unternehmen selbst könnten wiederum schnell Erfahrungen zur Umsetzung und Akzeptanz neuer Mobilitätskonzepte sammeln. Und weitere Städte könnten wiederum von den Pilotprojekten für den Aufbau eigener Konzepte lernen und profitieren.
  • Kreislaufwirtschaft einfordern: Fortbewegungsmittel sollten nachhaltig betrieben werden. Doch damit ist es nicht getan: Auch die gesamte Wertschöpfungskette brauche ökologische Standards. Unternehmen könnte man das beispielsweise durch Produktpässe schmackhaft machen, mit denen sie unter Beweis stellen können, dass sie nachhaltig agieren.
  • Öffentliche Flächen verteilen: Fahrzeuge stehen heutzutage durchschnittlich 23 Stunden am Tag. Dafür brauchen sie jede Menge Platz. Nach Ansicht der Experten sollten Städte neue Möglichkeiten erhalten, öffentliche Flächen besser zu nutzen. Dafür müsse öffentlicher Raum beispielsweise anders bepreist werden. Mobilität solle sich dadurch aber nicht verteuern. Teurere Parkplätze könnten etwa günstigere ÖPNV- oder andere Mobilitäts-Angebote gegenüberstehen.
  • Sharing intelligent fördern: Im Sharing sehen die Experten den „Schlüssel zu weniger Verkehr“. Aktuell sei ein Fahrzeug im Schnitt mit 1,5 Personen besetzt. Wären es zwei Personen, würden in Deutschland rein rechnerisch zehn Millionen Fahrzeuge weniger gebraucht. Als Vorbild für eine intelligente Förderung von Angeboten zum Teilen nennt das Papier Tel Aviv und San Francisco. Dort gibt es beispielsweise separate Straßenspuren für Fahrzeuge, die mit drei oder mehr Insassen besetzt sind.
  • Alle Menschen im Blick haben: Egal ob reich, arm, alt, jung, gesund oder körperlich eingeschränkt – alle Menschen sollten Möglichkeiten haben, mobil zu sein. Sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land. Mobilität sei „auch ein sozialer Kitt“. Daher müsse die „multimodale Reisekette nahtlos und zukünftig auch mit selbst-fahrenden Pods und Shuttles physisch und preislich barrierefrei gestaltet werden“. Beispielsweise sollten Mobilitätsapps von blinden Menschen genauso einfach genutzt werden könnten wie von allen anderen auch. Die Digitalisierung mache das möglich.

Hinweis der Redaktion: Ursprünglich war in dem Paper und auch in diesem Beitrag von acht Experten die Rede. Das Institut für Mobilität der Universität St. Gallen hat das nachträglich korrigiert und die Zahl der Verfasser auf sechs herabgesetzt.

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