Elektromobilität Flottenumbau bei Bussen nimmt Tempo auf

Quelle: dpa

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Elektrobusse im öffentlichen Nahverkehr – das ist in den meisten Städten nach wie vor eine Ausnahme. Doch das könnte sich in den kommenden Jahren ändern.

Bis 2030 sollen laut der Bundesregierung 50 Prozent der Linienbus-Flotte mit alternativen Antrieben ausgestattet sein.
Bis 2030 sollen laut der Bundesregierung 50 Prozent der Linienbus-Flotte mit alternativen Antrieben ausgestattet sein.
(Bild: Volvo Bus Corporation)

Leise summend durch die Innenstadt, ohne ruckelnde Anfahrt, ohne Stolpern im Gang – eine Fahrt mit einem Elektrobus klingt angenehm. Sie bleibt in den meisten deutschen Städten aber eine Ausnahme im öffentlichen Nahverkehr.

Rund 1.200 reine Batteriebusse waren im Herbst vergangenen Jahres bei den Verkehrsunternehmen im Einsatz, wie aus aktuellen Zahlen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hervorgeht. Angesichts von rund 35.000 Linienbussen in Deutschland ist das nicht viel.

„Kein Verkehrsunternehmen hat im großen Stil auf Elektrobusse gesetzt“

Und auch wenn laut VDV-Vizepräsident Werner Overkamp inzwischen 5.000 weitere Elektrobusse beantragt wurden, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis ein Großteil der Flotten umgerüstet ist. Immerhin 50 Prozent sollen laut Bundesregierung bis 2030 mit alternativen Antrieben ausgestattet sein.

„Wir hatten die ganzen letzten Jahre die Situation, dass nur wenige Elektrobusse beschafft wurden“, sagt Philipp Kosok, Projektleiter für Öffentlichen Verkehr bei der Lobby-Organisation Agora Verkehrswende. „Kein Verkehrsunternehmen hat im großen Stil auf Elektrobusse gesetzt. Es gab seitens des Gesetzgebers keine Vorgaben.“

Zumindest das hat sich im vergangenen Jahr geändert. Und viel spricht dafür, dass das Tempo beim Wandel der Busflotten in Deutschland in den nächsten Jahren deutlich steigen wird.

EU-Verordnung umgesetzt

Mit der Clean Vehicle Directive (CVD - zu Deutsch etwa: Richtlinie für saubere Fahrzeuge) hat die Bundesregierung im vergangenen Sommer eine schon länger existierende EU-Verordnung umgesetzt. Seither müssen damit 45 Prozent der neu angeschafften Busse über saubere Antriebe verfügen. Kosok von der Agora-Verkehrswende geht davon aus, dass die meisten der Unternehmen bei der Neubeschaffungsquote zu einem großen Teil auf emissionsfreie Elektrobusse setzen werden.

Dafür setzte die alte Bundesregierung im Herbst einen Fördertopf für die Anschaffung in Höhe von 1,25 Milliarden Euro auf. Dass das Geld bereits jetzt beinahe aufgebraucht ist, spricht laut Kosok dafür, dass das Thema bei den Verkehrsunternehmen angekommen ist. Der VDV fordert längst mehr Mittel.

Doch für die Verkehrsunternehmen ist die Umrüstung nicht nur finanziell eine große Herausforderung. „Verkehrsunternehmen und Energieversorger müssen sich auf eine komplett andere Betriebsart ein- und umstellen, das erfordert auch eine gewisse Transformationszeit“, sagt Kosok.

Herausforderung: Infrastrukturaufbau

Das bestätigt auch Daniel Hesse, der bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) den Bereich Neue Mobilität leitet. Das Unternehmen gilt gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn als Vorreiter beim Thema Elektrobusse. Ende des Jahres sollen rund 220 Batteriefahrzeuge für die BVG im Einsatz sein. Das sind laut Hesse rund 15 Prozent der Gesamtflotte, auch wenn der Anteil an der Verkehrsleistung noch deutlich geringer sei.

„Das Problem sind nicht so sehr die Fahrzeuge, als vielmehr die Frage, wie schnell schaffe ich Infrastruktur dorthin, wo ich sie brauche“, betont Hesse. Die BVG setzt mittelfristig auf einen Batteriemix, bei dem sowohl an den Endhaltestellen geladen werden kann als auch auf den Betriebshöfen. Das macht weitreichende Umbauten erforderlich.

„Wir haben Betriebshöfe, die stehen unter Denkmalschutz. Das ist nicht so trivial, bis so ein Umbau dann genehmigt ist. Das ist das, was uns im Moment vor die größte Herausforderung stellt: der Pfad des Infrastrukturaufbaus. Da geht es um alles, was mit Bau und Planfeststellung zu tun hat.“

Wachsende Fahrzeug-Nachfrage

Hinzu kommt, dass sich die Herstellerseite auf die wachsende Fahrzeug-Nachfrage erst noch einstellen muss. „Im Moment ist es noch so, dass wir den Eindruck haben, dass die Produktionskapazitäten nicht so hoch sind“, sagt Hesse. „Wir haben lange Wartezeiten.“

Auf der Fachmesse „Bus2Bus“ in Berlin können die Verkehrsunternehmen solche Sorgen in dieser Woche direkt an die Hersteller richten. Auf der Messe gab es einen eigenen Bereich für Start-ups. „Es kommen neue Player, die frischen Wind reinbringen“; sagt Hesse.

„Wenn man fragt, wer macht die wirklich innovativen Konzepte, dann sind das nicht die großen bekannten Dieselhersteller, sondern kleinere Start-ups.“ Gut möglich also, dass das Summen der Elektrobusse bald schon deutlich häufiger zu vernehmen ist.

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