Sevic „Es wird schon ein größeres Modell geplant“
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Auf der IAA Transportation waren einige Fahrzeugkonzepte für die Letzte Meile zu sehen. Sevic fällt mit seinem Kleintransporter V500e vor allem durch flexibel tauschbare Aufbauten auf. Sevic-Manager Nils Henkel sprach mit uns über Kundenwünsche, die Produktionsziele und Vertriebspartner.

Sevic stellte auf der IAA Transportation den batterieelektrischen Kleinsttransporter V500e vor. Einsatzgebiet ist die Letzte Meile. Mit dem nach L7e klassifizierte Fahrzeug will das Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Kunden bedienen.
Der Transporter soll vor allem durch Flexibilität punkten: Dafür lassen sich die Aufbauten mittels eines Gabelstaplers einfach wechseln, so dass das Beladen etwa mit vorkonfektionierten Cargo-Boxen schnell gelingt.
Herr Henkel, eine Letzte-Meile-Lösung sollte auch preislich attraktiv sein. Wie viel kostet der V500 e? Und wie viel kosten die Aufbauten?
In der Grundausstattung kostet er rund 25.000 Euro. Dort ist eine 16,5 kWh-Batterie verbaut. Das reicht für 150 Kilometer. Mit der 33 kWh-Batterie für 300-Kilometer-Reichweite, kostet er knapp unter 30.000 Euro. Die Aufbauten wiederum liegen preislich zwischen 3.000 und 5.000 Euro.
Reichweite ist immer ein Thema: Welche Batteriegröße wird derzeit am stärksten nachgefragt? 16, 5 oder 33 kWh, das heißt 150 oder 300 km?
Derzeit wird stärker die kleine Batterie nachgefragt. Viele Kunden testen ihre Fahrleistung und kommen auf rund 100 Kilometer. Der Sevic V500e ist auf urbane Logistik ausgelegt und für die letzte Meile gebaut. Da genügen 150 Kilometer häufig aus. Wer für einzelne Fahrten gelegentlich doch eine „Kilometerreserve“ benötigt, der wählt die längere Reichweitenversion.
Wie viele unterschiedliche Cargo-Boxen werden im Schnitt pro Fahrzeug geordert?
Es gibt Kunden die beispielsweise fünf Boxen zu einem Fahrzeug ordern. Durch das einfache Auf- und Absetzen per Gabelstapler können die Aufsätze problemlos getauscht werden. Dadurch entfallen einerseits Standzeiten für das Entladen. Andererseits wächst auch die Anwendungsvielfalt. Ja nachdem, wie das Fahrzeug genutzt werden soll – etwa morgens zum Warentransport oder abends als Food-Truck – können hier die Aufbauten dem Bedarf angepasst werden. Bis zu 600 Kilogramm Zuladung sind dabei möglich.
Kommen alle Aufbauten-Varianten von Ihnen oder gibt es Partner?
Da gibt es verschiedene Partner. Es gibt auch Aufsätze, die wir bei Milara in Bulgarien aus Fertigprofilen fertigen lassen. Im Moment können wir acht Varianten liefern. Sollten diese den Bedarf der Kunden nicht abdecken, können wir individuelle Lösungen finden.
Sie sprechen das bulgarische Unternehmen Milara an. Hier handelt es sich um mehr als einen Auftragsfertiger?
Die Eigentümer von Milara sind ebenfalls Gesellschafter von Sevic. Milara ist unser strategischer Produktions- sowie Forschung & Entwicklungs-Partner. Sevic wächst sehr schnell und ist aufgeschlossen für jeden potenziellen neuen Investor. In den USA haben wir außerdem eine strategische Kooperationsvereinbarung mit Tropos auf der Grundlage von SKD-Kits geschlossen.
Wie viele Fahrzeuge könnte das bulgarische Werk bei voller Auslastung fertigen?
Im ersten Jahr sind es zwischen 2.000 und 3.000 Einheiten. Jedoch wird die Produktionskapazität noch weiter ausgebaut. Der Sevic V500e wird aktuell in Bulgarien gefertigt und zu einem späteren Zeitpunkt könnten noch weitere Fabriken in Schlüsselmärkten etabliert werden.
Wie verteilen sich zukünftig diese Kapazitäten auf ihre Zielmärkte?
Ungefähr 50 Prozent sind für den europäischen Markt eingeplant und die anderen 50 Prozent gehen an den Rest der Welt.
Ist nur die Produktion in Bulgarien?
Daneben haben wir dort auch ein Team von Entwicklungsingenieuren. Die Sevic-Zentrale sitzt in Bochum.
Wie viele Händler haben Sie als Partner? Sind darunter auch klassische Autohäuser?
Wir haben aktuell in Deutschland 15 Händler. Es sind teilweise traditionelle Autohändler mit Mehrmarkenansatz. Wir haben aber auch E-Mobilitäts-Experten aus dem B2B-Nutzfahrzeugbereich als Partner. In der DACH-Region und Benelux sowie Frankreich setzen wir für größere Kunden auf den Direktvertrieb. In Italien haben wir einen Importeur, mit dem wir erfolgreich arbeiten.
Der V500e hat bewusst kleine Abmessungen für den Letzte-Meile-Betrieb. Planen Sie trotzdem noch größere Modelle?
Am bulgarischen Entwicklungsstandort wird schon ein größeres Modell geplant. Wir schauen nach Technologiepartnern, wollen aber die smarte und effiziente Struktur beibehalten. Das neue Modell in der Klasse N1, also in der Größe von Kompakttransportern, dürfte auf einem Skateboard-Ansatz basieren. In drei bis vier Jahren ist die Markteinführung geplant.
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