Die Geschichte des Elektroautos
Wussten Sie, dass es Elektroautos seit 1881 gibt, das erste Hybridauto 1900 vorgestellt wurde und dass es um 1910 mehr E-Autos als Verbrenner gab? Hier finden Sie die Meilensteine der Elektromobilität.

Elektro- und Hybridautos haben seit Mitte des 19. Jahrhunderts Automobilgeschichte geschrieben – also lange bevor Carl Benz 1886 seinen dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen zum Patent anmeldete. Die ersten „Elektrofahrzeuge“ entstanden in den Werkstätten rühriger Tüftler als Versuchsträger für die ersten Elektromotoren. Meist handelte es sich um elektrisch betriebene Modellfahrzeuge. So testete etwa 1834 Davenport einen Elektromotor in einer Modell-Lokomotive auf einem Schienenkreis und am 1851 erreichte eine echte Elektrolok von Charles Grafton Page eine Spitzengeschwindigkeit von 31 km/h.
Das erste Elektroauto war ein Dreirad
Das erste offiziell anerkannte Elektrofahrzeug stammt vom französischen Physiker M. Gustave Trouvé, der es auf der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris 1881 vorstellte. Es handelte sich um ein Dreirad, das eine Geschwindigkeit bis 12 km/h erreichte.
Auch Trouvé wollte die Potenziale von elektrischen Antrieben ausloten und baute unter der Achse eines Dreirades einen seiner selbstkonstruierten Motoren, dessen Bewegung über eine Kette übertragen wurde. Die Stromversorgung des E-Motors übernahmen sechs wiederaufladbare Blei-Säure-Batterien. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs mit Batterien, Motor und Fahrer betrug 160 kg. Trouvé befuhr mit seinem Elektromobil mehrmals die Rue de Valois in beide Richtungen.
Darüber hinaus entwickelte Trouvé um 1882 auch den ersten elektrischen Außenbordmotor für Boote und arbeitete 1887 an einem Hubschrauber mit selbstentwickeltem Elektromotor.
Elektroauto durchbricht die 100-km/h-Grenze
Der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy stellte am 29. April 1899 einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord auf – mit einem Elektroauto. Das Rekordfahrzeug, die La Jamais Contente (die nie Zufriedene), war das erste Straßenfahrzeug, das eine Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h erreichte. Konstruiert und gebaut wurde das Rekordfahrzeug von Jenatzy, der damals Direktor eines Elektrofahrzeug-Herstellers war.
Angetrieben wurde das Rekordfahrzeug von 25-kW-Elektromotoren, die mit 200 V betrieben wurden und 125 A zogen. Der Strom kam aus einer Batterie mit einer Kapazität von 135 Ah bei 27 A Entladestrom. Die Batterie bestand aus 82 Fulmen-Elementen, die damals die höchste Speicherkapazität boten. Jede dieser Akkuzellen vom Typ Fulmen B 17 wog 10,4 kg – eine Masse, die nicht unwesentlich zu den 1450 kg des Fahrzeugs beitrug.
Hybridauto mit Radnabenmotoren
Waren Hybridautos in der Vor-Prius-Zeit noch seltene Exoten, werden es mittlerweile immer mehr. Dabei ist das Prinzip uralt: Das erste Hybridfahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischen Radnabenmotoren war der Lohner Porsche – die Sensation auf der Weltausstellung 1900 in Paris. Die in den Radnaben der beiden Vorderräder eingebauten Elektromotoren erbrachten eine Leistung von 1,8 kW (2,5 PS) bei 120 U/min.
Der 44-zellige Akkumulator mit 300 Ah und 80 V erlaubte eine Fahrstrecke von 50 km pro Batterieladung; die maximale Geschwindigkeit betrug 50 km/h. Die niedrige Drehzahl des Elektromotors ermöglichte den Direktantrieb und den Einbau in das Rad. Der Motor arbeitete ohne Ketten und damit ohne mechanischen Kraftverlust.
Dadurch erzielte der Elektromotor einen sehr hohen Wirkungsgrad und lief nahezu geräuschlos. Das Gesamtgewicht des Fahrzeuges betrug 1205 kg. Der Wagen konnte an allen vier Rädern gebremst werden, an der Vorderachse durch die Motoren und an der Hinterachse mit Hilfe einer Hand-Außenband-Bremse.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierten Elektroautos
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gab es weit mehr Elektroautos als Benziner. So wurden damals in den USA 40% der Automobile mit Dampf betrieben, 38% liefen elektrisch und nur 2% hatten einen Verbrennungsmotor. Erst nach 1910 wurden die Elektromotoren in den Autos nach und nach von Verbrennern verdrängt.
Auslöser war die Erfindung des elektrischen Anlassers, der auch das Straten eines Verbrennungsmotors zum Kinderspiel machte. Weitere Gründe waren die mittlerweile günstige Verfügbarkeit von Benzin, die größere Reichweite von Benzinautos und die schweren Batterien der Elektrofahrzeuge.
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