Daten-Reich: Data Governance bei Audi
Ein wertvoller Rohstoff, der nicht weniger wird, sondern immer mehr? Für Data Governance-Experten Realität. Ihre Aufgabe: Daten als das "neue Öl" so zu raffinieren, dass sie zum nachhaltigen Antrieb der Zukunft werden.
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Seit 17 Jahren befasst sich Pascal Tschachtli als Jurist mit Datenfragen, seit 2015 berät er dazu Unternehmen. Immer wichtiger wird dabei Data Governance, denn sie bietet Regeln und Werkzeuge, die Daten in wertvolle Informationen verwandeln. Thomas Göbel treibt das Thema Data Governance bei Audi voran. Im Gespräch erklären Tschachtli und Göbel, was genau sich hinter Data Governance verbirgt und warum sie so wichtig ist für autonomes Fahren, künstliche Intelligenz und die tägliche Suche nach Informationen.
Herr Tschachtli, Sie beraten Unternehmen, die Data Governance betreiben wollen. Warum ist dieses Thema wichtig?
Tschachtli:Von den fünf wertvollsten Unternehmen der Welt sind drei reine Datenvearbeiter: Google, Amazon und Facebook. Marktforscher und Datenwissenschaftler Clive Humby bezeichnete Daten schon 2006 als das neue Öl. Allerdings wissen nur wenige, wie sein Zitat weiter geht: „It’s valuable, but if unrefined it cannot really be used.” Wie jeden Rohstoff müssen wir Daten bearbeiten, um sie gewinnbringend nutzen zu können.
Und das geht mit Data Governance?
Tschachtli:Genau. Ich muss die Daten, die ich habe, in einen Kontext setzen, sodass sie zu wertvollen Informationen werden. Das setzt voraus, dass meine Daten die nötige Qualität und Richtigkeit für meinen Verwendungszweck haben. Als Unternehmen brauche ich also Maßnahmen und Standards, um die Verfügbarkeit, Integrität und Sicherheit meiner Daten über ihren gesamten Lebenszyklus zu regeln. Die Gesamtheit dieser Maßnahmen bezeichnen wir als Data Governance.
Herr Göbel, Sie sind Experte für Data Governance bei Audi. Warum braucht ein Automobilhersteller Data Governance?
Göbel:Für Audi als Automobilhersteller ist Data Governance ein zentrales Element auf dem Weg zur Premium Digital Car Company. Dafür digitalisieren wir Geschäftsmodelle und unsere Produktion, wir arbeiten am autonomen Fahren und intelligenten Mobilitätsdienstleitungen. Sicher ist aber, nur wer klare Standards für den Umgang mit Daten hat und auf Basis verlässlicher Daten steuert, kann die Potenziale neuer Geschäftsmodelle, des autonomen Fahrens und künstlicher Intelligenz voll ausschöpfen.
Das heißt, Data Governance ist auch die Grundlage für autonomes Fahren und die vernetzte Fabrik?
Göbel:Ja, denn Data Governance regelt den Datenaustausch, ohne den weder autonomes Fahren noch unsere Smart Factory, also die vernetzte Fabrik, funktionieren können. Nehmen wir die Roboter in unserer Produktion. Aktuelle Modelle haben eine sogenannte „predictive maintenance“-Funktion. Das heißt, sie übermitteln Betriebsdaten in die Cloud des Roboter-Herstellers, wo dann eine künstliche Intelligenz feststellt, dass zum Beispiel ein Teil des Roboters ausgewechselt werden muss.
Data Governance hilft mir, die Spielregeln für diesen Datenaustausch mit dem Hersteller festzulegen: Welche Daten gebe ich in die Cloud und was wird mit diesen Daten gemacht? Und vor allem sorgen wir dafür, dass die Daten sicher sind. Das Gleiche erleben wir bei der Car-to-X-Kommunikation.
Inwiefern?
Göbel:Für autonomes Fahren oder die Kommunikation zwischen Auto und Verkehrsinfrastruktur, die sogenannte Car-to-X-Kommunikation, ist es wichtig, dass alle Beteiligten die „gleiche Sprache“ sprechen. Insofern wird Data Governance auch in der Zusammenarbeit mit Verkehrsbehörden wichtig werden.
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