Hochgeschwindigkeitstransport China startet Tests am Hyperloop

Von Henrik Bork

Der Hyperloop steht als Synonym für den ultraschnellen Transport von Personen und Fracht. Treiber waren bisher Tech-Ikonen wie Elon Musk. China hat parallel ein eigenes Programm aufgesetzt und schafft mit Versuchsfahrten nun Fakten.

Hyperloop-Projekte gibt es auch in Deutschland. So forscht die TU München an einem solchen Konzept (s. Bild). In China vermeldet man nun erste Testfahrten.
Hyperloop-Projekte gibt es auch in Deutschland. So forscht die TU München an einem solchen Konzept (s. Bild). In China vermeldet man nun erste Testfahrten.
(Bild: TU München)

Elon Musk und Richard Branson sollten beide das Dorf Yanggao bei Datong in der Provinz Shanxi in China besuchen. Denn dort wird ihnen gerade vorgemacht, wie man einen Hyperloop baut. Man habe Mitte Januar drei erfolgreiche Testläufe für ein „ultraschnelles Hyperloop-Maglev-Transportsystem” in einer Vakuumröhre absolviert, meldet die China Aerospace Science and Industry Cooperation (CASIC) auf ihrer Webseite.

Warum Elon Musk und Richard Branson? Weil beide auch den Traum von solchen Zügen haben oder zumindest hatten, die ihre Passagiere mit einer Geschwindigkeit von 1.000 Stundenkilometern und mehr transportieren. Der SpaceX-Gründer Musk hatte 2012 als erster einen Hyperloop-Zug vorgeschlagen und dafür seine „Boring Company“ gegründet. Der Milliardär Richard Branson zog nach und gründete das Unternehmen „Hyperloop One“. Das führte 2020 immerhin den ersten Test mit Passagieren in einem „Pod“ aus, der 172 km/h erreichte.

Seitdem aber sind beide Abenteurer und Privatunternehmer von technischen Problemen und finanziellen Schwierigkeiten aus ihren Vakuumträumen zurück auf den Boden der Realität geholt worden. Medienberichten zufolge hat die Boring Company ihren Test-Tunnel demontiert und nutzt den Platz jetzt als Parkplatz für die Angestellten von SpaceX. Richard Bransons Hyperloop One soll letztes Jahr 100 Angestellte entlassen und die Idee aufgegeben haben, neben Fracht auch Menschen auf diese Art zu transportieren.

China lässt die Idee weiterleben

Nur in der Volksrepublik China, wo der Glaube an die weltverbessernde Macht der Technologie noch ungebrochen ist und wo Technokraten mit Abschlüssen in Ingenieur- und Naturwissenschaften das Politbüro dominieren, lebt die Hyperloop-Idee noch weiter. Hier ist es die Regierung, die das Projekt finanziert. CASIC ist ein staatlicher Raumfahrt- und Rüstungskonzern.

Bei den ersten drei Testfahrten, die am 14. Januar absolviert worden sind, erreichte der Probezug gerade mal etwas mehr als 50 km/h und fuhr 210 Meter weit, wie CASIC berichtet. An einer 60 Kilometer langen Teststrecke, auf der dann erstmals 1.000 km/h erreicht werden sollen, wird gerade noch gebaut.

Wichtige Schlüsseltechnologien für das Projekt hätten jedoch diesmal schon erfolgreich erprobt werden können, so CASIC, etwa „die hochdynamischen supraleitenden Magnete“, oder die „Hochleistungs-Mehrfach-Umwandler”. Auch die Stoßerregung für die Aufmagnetisierung des Antriebssystems soll wohl funktioniert haben, ist dem Bericht zu entnehmen.

Nicht erwähnt wurde allerdings, ob diesmal auch schon die Beinahe-Vakuum-Technologie getestet worden ist. Sie gilt als eine der größten technischen Hürden bei der Entwicklung eines solchen Superzuges, zumindest über größere Strecken hinweg.

Hohe Entwicklungsgeschwindigkeit

Während das Tempo in der Röhre diesmal noch sehr überschaubar war, beeindruckt das chinesische Projekt in dem Provinznest rund 300 Kilometer westlich von Peking durch das rasante Tempo seiner Umsetzung. Erst im April vergangenen Jahres war mit dem Bau der Teststrecke begonnen worden, schon im Oktober hatte man den ersten Test mit einem kleineren Prototypen absolviert. Und nun also die ersten Tests mit echten, blau-weißen Passagierwaggons.

China scheint also entschlossen zu sein, einen solchen Maglev in der Röhre zu entwickeln. Die magnetische Levitation reduziert die Reibung und das Vakuum in der Röhre vermindert den Luftwiderstand. So sollen Reisegeschwindigkeiten von 1.000 km/h und mehr möglich werden. Zum Vergleich: Die schnellsten Schnellzüge fahren momentan mit rund 350 km/h.

Anders ausgedrückt: Der deutsche ICE, der japanische Shinkansen und auch die chinesischen „Gaotie“ fahren im Vergleich zum geplanten Hyperloop in China im Schneckentempo. „Falls das Projekt wie geplant vorangeht, wird der Zug die schnellste bodengebundene Transport-Technologie der Erde sein“, schreibt das Portal Interesting Engineering.

Schienenverkehr mit Priorität

Die Volksrepublik China verfolgt ihre Modernisierung auch im Bereich Landtransport mit strategisch langfristigen Plänen und ausreichenden Investitionen. Während in Deutschland die Bummelzüge in den vergangenen Jahren immer langsamer geworden sind, hat China ein Schnellzug-Schienennetz mit einer Länge von 42.000 Kilometern errichtet, das mit Abstand längste der Erde. Für viele Strecken, etwa für die von Shanghai nach Peking, ist die Fahrt im Gaotie inzwischen schneller und bequemer als ein Kurzstreckenflug.

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Die nationale Strategie ist von der Pekinger Zentralregierung in einem Dokument mit dem offiziellen englischen Titel „Outline for Building China´s Strength in Transport” schon 2019 veröffentlicht worden. Forschung & Entwicklung eines Hyperloop-Zuges ist eines der darin genannten Ziele.

Die Visionen von Raumfahrt- und-E-Auto-Pionieren wie Elon Musk und Ballon fahrenden Abenteurern wie Richard Branson sind faszinierend. Doch um klimaschonende Zukunftstechnologien zu entwickeln und zu kommerzialisieren, die technisch und finanziell immer aufwändiger werden, braucht es eine langfristige Alternative. In diesem Fall ist es eine im nationalen Eigeninteresse handelnde chinesische Regierung. Das ist nicht ganz so sexy, aber verbindlicher.

Über den Autor

Henrik Bork ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking. „China Market Insider“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vogel Communications Group, Würzburg, und der Jigong Vogel Media Advertising in Beijing.

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