Elektro-Motorräder So kommt das Start-up Erockit voran
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Mit dem „Human Hybrid“ E-Motorrad will Erockit durchstarten. Dafür braucht es Geldgeber, die bei Start-ups oft im Fokus stehen. Wichtig sind aber auch Praxispartner, im Falle der Berliner beispielsweise die Sachverständigenorganisation Dekra. Wir haben uns angesehen, vor welchen Herausforderungen Erockit aktuell steht.

Wild verteilt stehen Regale und Boxen mit mal größeren, mal kleineren Fahrzeugteilen. Hier und da finden sich mehr oder weniger aufgebaute Motorräder. In der Mitte ein paar Rechner. Im Ambiente einer etwas größer geratenen Schrauber-Halle in Hennigsdorf bei Berlin tüfteln die 12 Mitarbeiter das Start-ups Erockit am Durchbruch. Sie wollen mit dem „Human Hybrid“ durchstarten – einem Elektro-Motorrad, das seinen Anfang als „schnellstes Fahrrad der Welt“ nahm. Manche Fahrrad-Anleihen sind geblieben: Fahrer können die Geschwindigkeit des bis zu 90 km/h schnellen Elektrobikes über Pedale steuern.
Die Idee hat bereits einige namhafte Befürworter gefunden: Zu den Investoren zählt beispielsweise Fußballprofi Max Kruse von Union Berlin. Um die Motorräder, die bis zu 120 Kilometer Reichweite mit einer Batterieladung schaffen sollen, auf die Straße zu bekommen, braucht Erockit aber nicht nur Geldgeber, sondern auch kompetente Partner in der Umsetzung.
Einer davon ist die Prüforganisation Dekra, die für die technische Abnahme der Bikes zuständig ist. Die ersten Modelle hat das Start-up 2019 zugelassen bekommen. Die Premieren-Auflage „Limited Edition“ mit 100 Einheiten ist laut Gründer und Geschäftsführer Andreas Zurwehme zur Hälfte vergriffen.
Im kommenden Jahr will Erockit dreistellige Zahl von E-Motorrädern auf die Straße bringen. Doch auf dem Weg dorthin gibt es viel zu tun. Dem Start-up macht aktuell beispielsweise ein Problem zu schaffen, dass die gesamte Mobilitätsindustrie in Atem hält: Es kommt kaum Material nach. Die vielen Regale und Boxen bleiben immer öfter leer.
„Aktuell werden große Namen wie Daimler oder BMW natürlich eher versorgt als wir“
Für ein Start-up, das noch keine Typgenehmigung für seine Fahrzeuge hat, bringt das große Herausforderungen mit sich. Denn Erockit muss aufgrund der Engpässe immer wieder mit verschiedenen Bauteilen arbeiten, um überhaupt voranzukommen. Für den Zulassungsprozess bedeutet das: Praktisch jedes einzelne Bike muss von den Dekra-Experten wieder neu unter die Lupe genommen werden. Das ist zeitaufwändig. Mehrmals im Monat tauschen sich die Dekra-Prüfer mit dem Start-up aus.
Erockit-COO Markus Leder würde die Prozesse gerne beschleunigen. „Unser Ziel ist die Typgenehmigung“, sagt er. Nur: Wenn diese einmal vorliegt, sind die Fahrzeuge „einbettoniert“, wie es Dekra-Ingenieur Stefan Jaeger nennt. Heißt: An den Produkten darf dann nichts mehr verändert werden. Auch deshalb arbeitet Markus Leder daran, die Lieferkette des Start-ups umzukrempeln. „In der aktuellen Situation werden große Namen wie Daimler oder BMW natürlich eher versorgt als wir“, erläutert der Manager. Sein Ziel sei es, nur noch Lieferungen aus Europa in Anspruch zu nehmen. Das verkürze zum Einen die Wege und erleichtere zum Anderen die Kommunikation.
Von den schwierigen Rahmenbedingungen will sich das Team in Henningsdorf nicht unterkriegen lassen. Die Pläne des Start-ups bleiben ehrgeizig. „In vier bis fünf Jahren können es über 10.000 Stück im Jahr sein“, glaubt Andreas Zurwehme. Aus mehreren internationalen Märkten gebe es bereits „Tausende“ Anfragen. Um das Tempo erhöhen zu können, sucht Erockit sowohl weitere Mitarbeiter als auch zusätzliche Geldgeber. Und nicht zuletzt: Verlässliche Lieferanten, um dem Ziel Typgenehmigung gemeinsam mit Dekra näher zu kommen.
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