Analyse Diese sechs Trends treiben den E-Bike-Boom an
Anbieter zum Thema
Binnen zwei Jahren hat sich der Absatz von E-Bikes in Deutschland auf rund 2 Millionen Stück pro Jahr verdoppelt. Woran das liegt, warum Verbraucher zu einem E-Bike greifen – und wie Deutschland bei der Verbreitung im europäischen Vergleich abschneidet.

E-Bikes sind gefragt wie nie. In Deutschland legten sich laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) im vergangenen Jahr rund 2 Millionen Verbraucher eines zu, 43 Prozent mehr als noch 2019. Und das, nachdem der Markt ein Jahr zuvor bereits um 39 Prozent gewachsen war. Einer Online-Befragung der Unternehmensberatung Deloitte zufolge nutzt hierzulande inzwischen rund jeder Sechste (17 %) ein E-Bike. Insgesamt nahmen 11.250 Personen ab 16 Jahren aus 20 europäischen Ländern an der Umfrage teil.
Deutschland liegt bei der E-Bike-Verbreitung damit im vorderen Mittelfeld. Von der Spitze ist man aber noch ein ganzes Stück entfernt: In den Niederlanden ist nahezu jeder Dritte (30 %) E-Bike-Fahrer. Der Anteil dürfte aber auch hierzulande weiter wachsen: 2020 waren 39 Prozent aller neu verkauften Räder in Deutschland elektrifiziert, Tendenz weiter steigend.
Doch was treibt diesen Boom an? Deloitte hat jeweils drei entscheidende Markttreiber auf der Kunden- und auf der Anbieterseite identifiziert. Bei Kunden führen sie die gestiegene Nachfrage auf folgende Faktoren zurück:
- Viele Verbraucher wollen ihr Mobilitätsverhalten nachhaltiger gestalten
- Das Interesse an einem gesunden Lebensstil und Fitness wächst
- In urbanen Regionen wenden sich Privatpersonen, aber auch Unternehmen zunehmend vom Pkw ab und setzen stattdessen beispielsweise auf Lastenräder
Die Anbieter tragen aus Deloitte-Sicht wiederum vor allem mit folgenden Parametern zum schnellen Wachstum bei:
- Sie schaffen neben dem reinen Verkauf alternative Angebote wie (Dienst-)Fahrrad-Leasing
- Infrastrukturelle Maßnahmen wie autofreie Zonen liefern Fahrrad-Anbietern Argumente
- Technische Weiterentwicklungen machen E-Bikes für eine breitere Zielgruppe interessant
Aus der Umfrage zog Deloitte auch Erkenntnisse darüber, warum sich Verbraucher ein E-Bike anschaffen. Dabei gibt es teils starke länderspezifische Unterschiede. In Deutschland besonders hoch im Kurs: Das E-Bike als Gerät für die Erholung (33 %).
Wer sich hierzulande für ein E-Bike entscheidet, kauft dieses der Befragung zufolge überwiegend im stationären Fachhandel. 72 Prozent der Teilnehmer aus Deutschland erklärten, den klassischen Weg mit Beratung vor Ort der Online-Option vorzuziehen. Deloitte-Partner Karsten Hollasch sagt dazu: „Zwar mussten die Konsumenten während der temporären Schließungen der Geschäfte auf den Online-Handel ausweichen. Doch der hohe Anteil des präferierten stationären Kanals zeugt von der Nachfrage nach lokaler Beratungskompetenz für E-Bikes.“
Fragezeichen hinter der Lieferkette
Ein Ende des Booms ist vorerst nicht in Sicht. In diesem Jahr rechnet die Branche mit einem Weiteren Wachstum von 20 Prozent. Nach und nach dürfte dann aber doch eine gewisse Marktsättigung eintreten. Den Punkt, an dem in Europa mehr E-Bikes als normale Fahrräder verkauft werden, erwartet der europäische Dachverband Cycling Industries Europe in der zweiten Hälfte des aktuellen Jahrzehnts.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/67/31/673162176c9016403d5a4ce1e22f8d04/97700039.jpeg)
Datenanalyse
E-Bikes: Der Absatz brummt, die tägliche Nutzung nicht
Entscheidend wird dafür allerdings die Lieferkette sein. Denn die schwächelt aktuell bereits. Lange Lieferzeiten gibt es derzeit nicht nur bei Autos, sondern auch bei Fahrrädern. Für die Hersteller geht es nun darum, die Produktion zu sichern. Händler wiederum sollten dafür sorgen, dass sie auch im Service genügend Kapazitäten bereitstellen. Sollte das gelingen, rechnet Deloitte damit, dass der E-Bike-Absatz von zuletzt etwa 4,5 Millionen Einheiten in Europa im Jahr 2025 auf über 11 Millionen und im Jahr 2030 auf nahezu 17 Millionen Stück klettern könnte.
(ID:47595163)