Voi E-Scooter „Die Mikromobilitäts-Branche hat etwas von E-Commerce vor einigen Jahren“

Von Christoph Seyerlein

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Stephan Boelte ist seit wenigen Wochen Deutschlandchef des E-Scooter-Verleihers Voi. Im Gespräch mit Next Mobility hat der ehemalige Amazon-Mitarbeiter verraten, was er in seiner neuen Rolle vorhat.

Stephan Boelte verantwortet seit wenigen Wochen das Geschäft von Voi in Deutschland.
Stephan Boelte verantwortet seit wenigen Wochen das Geschäft von Voi in Deutschland.
(Bild: Voi)

Statt Babyartikel nun E-Scooter: Seit wenigen Wochen verantwortet Stephan Boelte das Geschäft des Roller-Verleihers Voi in Deutschland. Er ist vom Online-Shop windeln.de zu den Schweden gewechselt. In seiner Vergangenheit arbeitete Boelte auch lange für Amazon. Doch was hat er nun mit Voi vor?

Im Gespräch mit Next Mobility sagt Boelte: „Die Micromobility-Branche hat ein wenig etwas von E-Commerce vor einigen Jahren. Ich will einige Erfahrungen, die ich bei Amazon gesammelt habe, jetzt bei Voi implementieren. Das wichtigste dabei: Unsere Kunden müssen mit uns zufrieden sein.“

Doch die eigene Kundschaft brockte Voi und anderen E-Scooter-Verleihern mit teils geringem Interesse an rücksichtsvollem Fahrverhalten, falsch abgestellten oder sogar in Gewässern entsorgten Rollern teils Ärger ein. Boelte dazu: „Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Wo wir Park-Racks aufstellen, wird das gut angenommen, sogar ohne Incentivierung. Es braucht aber mehr konstruktive Lösungen mit Städten. Wir wollen da auch proaktiv sein.“

Beispielsweise habe man neulich in einem Video einen Ort identifiziert, an dem Nutzer E-Scooter ins Wasser geworfen haben. „Wir haben dann unsere Ranger losgeschickt und auf eigene Faust 12 Scooter geborgen“, so Boelte.

Mit der bisherigen Entwicklung des Geschäfts in Deutschland ist man bei Voi zufrieden. Seit 2019 haben sich die Fahrten nach eigenen Angaben versechsfacht. In 14 von 15 Städten ist der Betrieb profitabel. Nähere Angaben dazu macht Boelte im Gespräch nicht. Demnächst wird Leipzig als 16. Stadt in Deutschland hinzukommen. Weitere könnten folgen. „Wir beobachten den Markt genau. Deutschland bietet noch viel Potenzial. Eine genaue Zahl, in wie vielen Städten wir hier einmal vertreten sein wollen, verfolgen wir aber nicht. Da sind wir flexibel“, sagt der Deutschlandchef.

„Die Komplexität in Deutschland ist extrem“

Allerdings sieht Voi in Deutschland nicht nur Potenzial, sondern auch manchen Verbesserungsbedarf. „Die Komplexität hierzulande ist extrem“, merkt Boelte an und führt als Beispiel erneut Park-Racks an. „In Stockholm gibt es eine zentrale Anlaufstelle für die gesamte Stadt, wenn wir welche aufstellen wollen. In Deutschland hat man dagegen für jeden einzelnen Bezirk gerne seine eigenen Ansprechpartner.“

Selbst optimieren wollen die Schweden hierzulande beispielsweise noch ihre Ladeprozesse. E-Scooter-Verleiher sehen sich immer wieder mit der Kritik konfrontiert, dass ihr Angebot weit weniger nachhaltig sei als behauptet. Boelte sagt dazu: „Unser Betrieb ist heute praktisch schon CO2-neutral. Die Scooter halten inzwischen fünf Jahre lang durch und wir wollen den Lebenszyklus weiter verlängern.“

Zudem betreibe in den meisten Städten eigene Werkstätten. „Durch austauschbare Batterien sind wir außerdem schon davon weggekommen, alle unsere Scooter zum Laden einsammeln müssen. Die Batterien liefern wir in der Regel mit E-Vans aus und testen aktuell auch Cargobikes.“

Einer möglichen Konsolidierungswelle, die der Branche viele prophezeien, sieht man bei Voi entspannt entgegen. „Wir sind gut aufgestellt für die Zukunft“, sagt Boelte und verweist darauf, dass man zuletzt wieder bei zahlreichen Ausschreibungen zum Zug gekommen sei. „Wir arbeiten sehr eng mit Städten und Behörden zusammen und nehmen deren Anliegen ernst. Das ist wichtig, um bestehen zu können. Wir haben sehr gute Karten und blicken auch einer regulierten Zukunft wohlwollend entgegen.“

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