Elektromobilität „Deutschlandnetz“: Startschuss für 1.000 neue Schnellladeparks
Mit einem massiven Ausbau des Schnelllade-Netzes will der Bund die E-Mobilität weiter anschieben. Die Regierung spricht von einem „weltweit einzigartigen Weg“. Wie die Pläne nun in die Tat umgesetzt werden sollen – und was der Strom an den Säulen kosten wird.

Schneller Strom für alle E-Auto-Fahrer: Die Bundesregierung hat ihre Pläne für die Schaffung des „Deutschlandnetzes“ aus bundesweit 1.000 DC-Ladeparks vorgestellt. Das Netz soll bis 2023 so dicht werden, dass der nächste Schnelllader von jedem Ort in Deutschland maximal zehn Minuten Fahrtzeit entfernt ist. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer erklärte am Montag: „Nur so gelingt es uns, dass wir Menschen von einer klimafreundlichen Mobilität begeistern und sie vom Verbrenner auf ein E-Auto umsteigen.“
Ab September können Unternehmen sich um eines oder mehrere der ausgeschriebenen Lose bewerben. In jedem sind mehrere Standorte gebündelt, darunter besonders attraktive und weniger gewinnversprechende. So soll verhindert werden, dass Infrastruktur vornehmlich an besonders einträglichen Orten entsteht, so wie es etwa beim Ausbau des Mobilfunknetzes der Fall war.
Zudem gibt es Lose unterschiedlicher Größe, so dass neben Konzernen auch kleine oder mittelständische Betreiber Chancen haben. Wer ein Los ergattert, soll Aufbau und Betrieb der Stationen übernehmen, der Bund zahlt und erhält den Großteil der Einnahmen. Die Laufzeit des Vertrags ist zunächst auf acht Jahre angesetzt, danach soll der Betreiber den Standort komplett übernehmen können.
Einige technische Eckdaten für die Anlagen sind vorgegeben. Die maximale Ladeleistung eines einzelnen Ladepunkts muss 300 kW betragen, auch bei geteilter Nutzung eines Anschlusses müssen noch 200 kW möglich sein. Zudem soll ein maximaler Ladestrom von 500 Ampere bei 25 Grad für mindestens 10 Minuten übertragen werden. Als Steckertyp ist der in Europa verbreitete CCS-Anschluss vorgesehen. Der Zugang soll per RFID-Chip, per App oder über den in Kürze erwarteten Plug-and-Charge erfolgen, bezahlt werden kann in jedem Fall mit Giro- oder Kreditkarte, per NFC-Funktion oder Zahlenpad. Getankt wird ausschließlich Ökostrom.
„Dieser Weg ist weltweit einzigartig“
Insgesamt hat das Bundesverkehrsministerium für die Standorte 900 Suchräume definiert, die sich zur Hälfte auf den ländlichen und zur Hälfte auf den urbanen Raum verteilen. Eingeteilt sind sie in 23 Regionallose in sechs Gebieten (Nord-West, Nord-Ost, Mitteldeutschland, Süd-Ost, Süd-West und West). Die Suchräume geben ein bestimmtes Gebiet vor, etwa rund um einen Verkehrsknotenpunkt. In jedem dieser Suchräume soll ein Schnellladestandort mit 4 bis 16 Schnellladepunkten entstehen.
Alles in allem sind 8.800 Ladepunkte vorgesehen. Dazu kommen weitere 200 Standorte an den Autobahnen, vor allem an unbewirtschafteten Raststellen. Johannes Pallasch, Sprecher des Leitungsteams der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, erklärte: „Mit diesem Schnellladenetz tilgen wir gezielt die letzten ‚weißen Flecken‘ auf der Ladelandkarte und setzen neue Standards. Dieser Weg ist weltweit einzigartig.“
Infrastruktur: Der Markt hat es nicht geregelt
Ursprünglich wollte die Regierung den Aufbau der Infrastruktur dem Markt überlassen. Nachdem das nicht funktioniert hat, orchestriert sie das Ausrollen des Netzes nun selbst. Die Politik erhofft sich dadurch, Praktikabilität und Attraktivität der E-Mobilität vor allem auf der Langstrecke steigern zu können. Insgesamt stellt der Bund für den Ausbau rund 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Zum Vergleich: Bei einem mittleren Ladepark mit acht Steckdosen kann man mit Baukosten von rund einer Million Euro rechnen.
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Elektromobilität
So tappen E-Auto-Fahrer an öffentlichen Ladesäulen nicht in die Kostenfalle
Die Preise für den Fahrstrom werden reguliert, um das E-Autofahren möglichst attraktiv zu machen. Für das Ad-hoc-Laden ohne Vertrag liegt die flexible obere Grenze bei zunächst 44 Cent brutto pro Kilowattstunde. Das entspricht umgerechnet einem Diesel-Literpreis von weniger als 1,35 Euro. Der Bund will außerdem sicherstellen, dass die Parks nicht deutlich billiger sind als die Säulen der freien Anbieter, die ohne Förderung gebaut haben.
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