Mit dem Handel, ohne Flexibilität Mit so vielen Auto-Abos plant Ford in Deutschland
Auch Ford Deutschland bietet nun Autos im Abo an. Im Gegensatz zu anderen Anbietern verzichtet die Marke dabei an einigen Stellen auf Flexiblität. Stattdessen soll das Angebot der Kölner mit anderen Werten punkten – beispielsweise durch die Einbindung des Handels.
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Angekündigt hat Ford Deutschland sein Auto-Abo schon länger, jetzt ist das Angebot live. Unter www.ford-autoabo.de können Kunden Ford-Modelle ab sofort abonnieren. Der gesamte Prozess läuft rein digital ab. Dabei arbeitet der Importeur mit dem Abo-Spezialisten Fleetpool zusammen. Doch auch der Handel ist dabei: Wer einen Ford abonnieren will, muss seinen Wunschpartner angeben, über den die Abwicklung läuft und an den das Fahrzeug nach Vertragsende auch zurückgeht.
Zum Start stehen folgende Modelle zur Wahl:
- Ford Fiesta, ab 299 Euro monatlich
- Ford Puma, ab 349 Euro monatlich
- Ford Focus, ab 369 Euro monatlich
- Ford Kuga, ab 399 Euro monatlich
- Ford Mustang Mach-E, ab 829 Euro monatlich
Im günstigsten Paket sind 10.000 Kilometer jährlich enthalten, maximal gibt es 30.000 Kilometer. Ohne Anzahlung oder Schlussrate decken die Abo-Monatsraten als auch Kfz-Steuer und Vollkaskoversicherung, alle fälligen Wartungs- und Inspektionsintervalle, saisonale Bereifung sowie Zulassungskosten und Rundfunkgebühren ab.
Anders als andere Abo-Anbieter verzichtet Ford bei seinem Angebot aber weitgehend auf Flexibilität. Wer ein Abo bei den Kölnern will, muss sich immer für genau ein Jahr daran binden. Kürzere oder längere Laufzeiten sind nicht möglich. Grundlage für die Entscheidung waren die Erfahrungen von Fleetpool. Das Unternehmen habe bei seinen Eigenmarken sowie in der Zusammenarbeit mit anderen Firmen festgestellt, dass der Trend im Abo-Geschäft in Richtung zwölf Monate gehe, erklärte Fleetpool-Vizechef Alexander Kaiser am Dienstag.
So einfach wie Schuhe kaufen? Nicht ganz
Die häufige Annahme, dass Kunden im Sommer ein Cabrio und im Winter ein SUV abonnieren wollen, habe sich nicht bestätigt. Befragungen zeigten gar, dass Kunden keine hundertprozentige Flexibilität wünschen. 12 Monate seien gegenüber dem Kauf oder einem Leasingvertrag schon ausreichend flexibel, so Kaiser. Kürzere Vertragslaufzeiten seien Interessenten zu stressig. „Wir gehen davon aus, dass sich die Laufzeiten im Abo eher noch verlängern werden. Es geht vor allem um Einfachheit“, so Kaiser.
Um es den Kunden besonders einfach zu machen, sei die Online-Bestellstrecke entscheidend. A/B-Tests hätten ergeben, dass bei nicht komplett digitalen Bestellprozessen bis zu 30 Prozent der Conversions verloren gingen, merkte Kaiser an. „Die Essenz des Auto-Abos ist es, dass man sein Fahrzeug so einfach bekommen muss, als wenn man Schuhe online bestellt“, sagte der Fleetpool-Manager. Das ist allerdings Wunschdenken. Anders als beim Schuh-Kauf müssen Kunden in der Online-Abomaske einige Nachweise erbringen, sei es zum Einkommen, ihrer Identität oder ihrer Fahrerlaubnis.
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Vertrieb
Auch Ford springt auf Auto-Abo-Zug auf
Auch beim Modellangebot setzt Ford nicht auf Vielfalt, geliefert werden ausschließlich Neuwagen. Eine Konfiguration ist kaum möglich, Interessenten können lediglich zwischen der Leistung, der Kraftstoffart, dem Getriebe und dem gewünschten Kilometerpaket wählen. Fahrzeugwechsel während der Vertragslaufzeit sind nicht möglich. Und vorerst soll es auch keine Transporter der Marke im Abo geben.
Als Alleinstellungsmerkmal will Ford die Einbindung des Handels in das Geschäft nutzen. Das gebe es in dieser Form noch bei keinem anderen Hersteller, erklärte Pkw-Vertriebsdirektor Stefan Wieber. Den Kölner gehe es darum, einen einfach Online-Bestellprozess mit der für Kunden vertrauten Umgebung beim Händler zu verbinden. „Das ist so am Markt einzigartig“, findet Wieber.
Wilhelm Buchmüller, der sich bei Ford Deutschland um den Flottenvertrieb kümmert, ergänzte: „Für den Handel ist es schwer, jüngere Kunden über die klassischen Verkaufskanäle zu erreichen. Deswegen ist unser Auto-Abo sowohl für die Händler als auch für uns als Hersteller eine Chance, eine jüngere Zielgruppe für die Marke Ford zu begeistern.“
Rund 300 Händler machen mit
Allerdings schließen Kunden ihren Abo-Vertrag nicht mit einem Händler, sondern mit Fleetpool. Der Ford-Partner, den der Interessent bei der Online-Bestellung als Wunsch-Händler angibt, erhält eine fixe Marge. Wie hoch diese ausfällt, verrät Ford nicht, spricht aber wenig überraschend von einer „fairen Vergütung“. Die Marge passe sowohl beim Abschluss als auch beim Restwert, sagte Buchmüller. Nach Ablauf eines Vertrags geht das Auto automatisch zum Händler, über den das Abo abgewickelt wurde.
Auch der Ford-Händlerverband hatte das Abo-Angebot zuletzt gutgeheißen. Und so wollen nach derzeitigem Stand rund 300 der etwa 500 deutschen Ford-Partner Abos vermarkten.
Helfen soll dem Handel dabei ein Tool, das Fleetpool für die Zusammenarbeit mit dem Kölner Importeur neu entwickelt hat: das sogenannte Subscription Dealer Managementsystem (SDM). Händler können darüber angeben, welche Fahrzeuge sie überhaupt im Abo anbieten möchten. Im nächsten Schritt können die Partner den Status entsprechender Fahrzeuge einsehen. Gibt es eine Anfrage, die Fleetpool einzeln an die Partner schickt, können Händler die entsprechenden Angebote prüfen und im Anschluss freigeben oder ablehnen. Übergabetermine werden direkt mit einem Kalender synchronisiert.
„Virtuelles Zentrallager“ für kurze Lieferzeiten
Stichwort Übergabe: Abos haben den Ruf, in Zeiten langer Lieferzeiten wegen fehlender Materialien vergleichsweise schnell verfügbar zu sein. Auch Ford will das garantieren, obwohl man nur Neuwagen bereitstellt. Das sei ein schmaler Grat, gab Buchmüller am Dienstag zu. „Wer sich für einen Online-Fahrzeugkauf interessiert, erwartet, sein Auto schnell zu bekommen und nicht Monate lang warten zu müssen. Natürlich ist das aktuell wegen der Halbleiter-Knappheit schwierig, aber wir haben vorgesorgt“, sagte er.
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Elektromobilität
Studie sieht Auto-Abos und E-Autos als „Win-Win-Koalition“
Auf seiner Abo-Website verspricht Ford derzeit bei einigen Modellen Lieferzeiten von nur sechs bis acht Wochen. Wie ist das möglich? Die Kölner haben vorgesorgt. Schon vor Monaten haben sie im Vorgriff auf ihr Abo-Angebot einige Fahrzeuge in ein „virtuelles Zentrallager“ beiseite geschafft. „Auf Lager“ hat die Marke zum Start rund 500 Fahrzeuge. Je nach Nachfrage will der Importeur nachbestellen. Und welche Ziele hat sich die Marke vorgenommen? Wilhelm Buchmüller sagt: „Es ist schwer abzusehen, wie das Produkt angenommen wird. Wir wollen aber schnell eine vierstellige Anzahl erreichen.“
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