E-Mobilität und Autonomes Fahren: Die Zukunft ist aus Kunststoff
Autofenster sind aus Glas und die Karosserie aus Stahl? Das mag heute noch gelten, doch in Zukunft werden es viele Bereiche mit neuen Materialien zu tun haben. E-Mobilität und autonomes Fahren sollen hochwertige Kunststoffe auf die Einkaufsliste der Autobauer bringen.
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Dieselkrise und Energiewende, Fahrverbot und Carsharing, autonomes Fahren und Robo-Taxis: Die Automobilbranche ist am Vorabend ihrer bislang wohl größten Revolution angelangt. Jeder weiß, dass sich etwas ändern wird, ändern muss – wohin die Reise geht, ist allerdings noch nicht klar.
Sicher ist: Es wird neue Mitspieler geben. Die tradierten Hersteller werden sich zukünftig nicht nur mit ihresgleichen messen müssen, sondern mit jungen Playern, die plötzlich mit eigenen Konzepten einen Teil des Kuchens abgreifen wollen. Tesla hat es vorgemacht und Unternehmen wie Nio, Byton oder die wiederauferstandene Marke Borgward ziehen nach.
Neben den vor allem aus dem Reich der Mitte auf den Markt strömenden, neuen Autobauern gewinnen IT-Unternehmen wie Apple und Google zusehends an Bedeutung – und Zulieferer. Waren Conti, Bosch und Co. lange der verlängerte Arm der Hersteller-Entwicklungsabteilungen, drängen sie sich inzwischen mit eigenen Vorschlägen und Visionen in den Vordergrund. Auch der Kunststoffexperte Covestro hat zahlreiche Ideen im Kopf, wie die Mobilität von morgen aussehen könnte und behauptet selbstbewusst: Wir haben die Materialien der Zukunft.
Covestro, vor knapp drei Jahren aus Bayer hervorgegangen, macht schon heute 20 Prozent seines Umsatzes in der Automobilbranche. Allerdings beliefern die Rheinländer nicht direkt die Hersteller, sondern kümmern sich um Rohstoffe: Vor allem Polycarbonat und Polyurethan – ersteres ist ein Granulat, aus dem ein recht harter, stabiler Kunststoff gemacht wird, letzteres ein flüssiges Kunstharz, das zu Schaumstoff, Lacken, Klebern oder Beschichtungen verarbeitet werden kann.
Um davon zukünftig noch mehr unters Volk zu bringen, zäumen die Covestro-Entwickler das Pferd von hinten auf, und versuchen sich in die Autohersteller hinein zu denken. Das Ziel ist klar: Das Chemie-Unternehmen will begreifen, wie das Auto der Zukunft aussehen könnte, um dann die richtigen Rohstoffe dafür zu entwickeln. Ohne Frage spielen die beiden Megatrends dieser Zeit, autonomes Fahren und Elektromobilität, Covestro dabei in die Hände.
Der Pferdefuß des E-Autos ist immer noch die Reichweite, die entweder durch stärkere Akkus oder weniger Gewicht erhöht werden kann. Das kommt dem Plastikhersteller gelegen, schließlich ist Polycarbonat um einiges leichter als Stahl. Der Kunststoff wiegt allerdings nicht nur weniger als Blech, sondern ist auch nur halb so schwer wie Glas – und kann komplett durchsichtig gefertigt werden. Das heißt: Man kann auch Scheiben daraus machen.
Das reduziert nicht nur das Gewicht, sondern hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die heute übliche Rund-um-Verglasung ist eine Kältebrücke par excellence, die beim Verbrenner allerdings nicht ins Gewicht fällt, stellt der doch genügend Wärme zum Heizen bereit. Beim E-Auto aber geht jedes Grad mehr Temperatur von der Reichweite ab. Da kommt die deutlich bessere Isoliereigenschaft von Polycarbonat gerade recht.
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