Inrix Zehn Sekunden weniger an der Ampel, 120.000 Tonnen CO2 gespart
Lange Fahrzeugschlangen an den Ampeln vielbefahrener Kreuzungen sind ein Problem. Für die Autofahrer, die dort Zeit verlieren und für die Umwelt, die unter dem Stop-and-Go-Verkehr leidet. Verkehrsspezialist Inrix sagt jenem Problem nun mit einem Daten-Tool den Kampf an.
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Stop-and-Go-Verkehr an Ampeln ist aus vielerlei Gründen schlecht. Für Autofahrer ist der Zeitverlust lästig, für die Umwelt sind Emissionen und Feinstaub, die bei ständigem Anfahren und Abbremsen anfallen, eine negative Folge. Inrix will nun dabei helfen, solche Probleme besser in den Griff zu bekommen.
Seit dieser Woche bietet das Unternehmen „Signal Analytics“ nach dem amerikanischen auch auf dem deutschen Markt an. Das Tool soll Informationen über Verzögerungen an Ampeln liefern. Grundlage dafür sind Fahrzeugdaten. Immer mehr Autos haben integrierte SIM-Karten und senden damit Informationen. Diese bekommt Inrix anonymisiert von Pkw-Herstellern, Flotten- und Taxibetreibern oder Navigationsdienstleistern. Insgesamt nutzt Inrix mehr als 1,2 Millionen mobile Datenquellen in Deutschland.
„Unsere Techniker sagen: Wir verarbeiten mehr Daten als Facebook“
Holger Hochgürtel, Direktor Sales and Business Development bei Inrix Deutschland, erklärt: „Das sind zwischen fünf und zehn Prozent des Gesamtverkehrs, eine ungeheure Menge. Unsere Techniker sagen: Wir verarbeiten mehr Daten als Facebook.“ Datenschutzbedenken müsse man dabei nicht haben. Zwar könne Inrix anhand der Informationen einzelne Fahrten tracken. Allerdings wisse der Anbieter nie, um welches Auto es sich handle und wer darin sitze, verspricht Hochgürtel.
Mit Signal Analytics lassen sich aus den Fahrzeugdaten Visualisierungen und Analysen erstellen. In Deutschland könnte das Tool Einblicke in über 10.000 Kreuzungen liefern. Die Daten werden alle fünf Sekunden erfasst. Damit kann Inrix Verzögerungen, Ampelumläufe, Verkehrsaufkommen und Co. berechnen und täglich aufbereiten. Um ein Echtzeitsystem handelt es sich aber nicht. „Wir arbeiten mit historischen Daten, auch wenn sie bei uns praktisch in Echtzeit ankommen. Wir müssen die Informationen erst einmal formatieren. Das bedeutet: Signal Analytics ist ein Validierungstool“, erklärt Hochgürtel.
Das Potenzial ist nach Inrix-Berechnungen dennoch gewaltig: Würden Autofahrer täglich zehn Sekunden weniger an Ampeln verlieren, könnten 120.000 Tonnen CO2 eingespart werden, verspricht das Unternehmen. „An Problemampeln kann man durch die Erkenntnisse die Schaltung schnell verändern und dann die getroffenen Annahmen immer weiter validieren“, erläutert Hochgürtel.
Als Kunden hat das Unternehmen Betreiber von Ampelanlagen im Blick. Diese könnten damit die Leistungsfähigkeit von Kreuzungen besser analysieren, verstehen und entsprechende Maßnahmen für die Steuerung treffen, so das Versprechen. Und das, ohne die Ampeln mit zusätzlicher Hardware ausstatten zu müssen. Das bringe Kostenvorteile mit sich. Welche Kosten auf Interessenten zukommen, könne man pauschal aber nicht beziffern, hieß es von Inrix. Klar sei: Je mehr Kreuzungen und Ampeln ein Kunde integriere, desto niedriger werden die Grenzkosten.
Dauerhafte grüne Welle bleibt wohl eine Wunschvorstellung
Interesse an dem System, das in den USA bereits Verkehrsbehörden aus 12 Bundesstaaten einsetzen, zeigt beispielsweise der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen. Dessen Leiter Neue Mobilität, Martin Rose, sagt: „Wir prüfen derzeit den Aufbau einer Lichtsignalsteuerungszentrale für alle Lichtsignalanlagen des Landes, um unter anderem durch intelligentes, digitales Verkehrsmanagement die Lichtsignalsteuerung landesweit kostengünstig zu optimieren.“
Dank der seit Jahren gesammelten Daten verspricht Inrix Interessenten an Signal Analytics, vom Start weg Annahmen treffen zu können. „Wir haben für Ampelmanager klare Hinweise, was sie tun können“, sagt Holger Hochgürtel. Auf eine dauerhafte grüne Welle sollten sich Autofahrer dennoch nicht einstellen. Das werde man vermutlich nie komplett hinbekommen, sagt Hochgürtel. „Die optimale Ampelschaltung wird es wahrscheinlich nie geben. Aber wir kommen dem nahe“, so der Inrix-Manager.
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