200 Millionen Dollar für Wayve „Wir werden die Ersten sein, die autonomes Fahren in 100 Städte bringen“

Prototypen für autonomes Fahren sind oft vollgepackt mit Sensoren und arbeiten mit 3D-Karten. Das Start-up Wayve verfolgt einen anderen Ansatz und hat für seine Idee nun 200 Millionen US-Dollar von namhaften Investoren wie Microsoft erhalten. Wie die Briten die mächtige Konkurrenz hinter sich lassen wollen.

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Wayve setzt beim autonomen Fahren auf vergleichsweise wenig sichtbare Hardware.
Wayve setzt beim autonomen Fahren auf vergleichsweise wenig sichtbare Hardware.
(Bild: Wayve)

Gelingt nach der Elektromobilität mit dem autonomen Fahren einem weiteren Trendthema in der Autobranche der Durchbruch? Große Namen wie Volkswagen, Mobileye, Aurora, GM-Tochter Cruise oder Google-Schwester Waymo glauben daran. Andere Player wie Uber oder Lyft haben aber auch schon das Handtuch geworfen.

Zwischen all diesen größtenteils milliardenschweren Unternehmen gibt es aber auch Start-ups die das Feld besetzen wollen. Eines davon kommt aus London und heißt Wayve. Die Briten machen nun mit einer Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 200 Millionen US-Dollar auf sich aufmerksam. Zu den Investoren zählen unter anderem Eclipse Ventures, D1 Capital Partners, Microsoft und Virgin. Seit der Gründung im Jahr 2017 hat die Firma damit 258 Millionen Dollar eingesammelt.

Im Vergleich zu manch genanntem Wettbewerber klingt das recht mickrig. Waymo beispielsweise ist mit rund 5,5 Milliarden Dollar ausgestattet. Wie will sich Wayve dagegen also behaupten? Anders als bei den meisten Konkurrenten stehen bei den Briten Sensoren, 3D-Karten und händisch vorgegebene Regeln für das autonome Fahren weniger im Fokus. Stattdessen baut Wayves Technologie von Beginn an stark auf maschinellem Lernen auf. Bei der Hardware verlassen sich die Briten auf vergleichsweise wenige Kamerasysteme. Bei der Software setzt die Firma auf Computervision gepaart mit Reinforcement Learning (verstärktes Lernen).

„Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung eines datengesteuerten, lernenden Fahrers, der skalierbar ist, sich anpassen und seine Fahrintelligenz auf neue Orte übertragen kann“, erklärt das Start-up auf seiner Website. Das genutzte System sei nicht von virtueller Infrastruktur abhängig. „Stattdessen ist es auf jeder Ebene datengesteuert und ermöglicht so kontinuierliches Lernen ohne Re-Engineering“, heißt es von Wayve. Im Prinzip soll die Technologie ähnliche Lernfortschritte wie ein Mensch machen können. „Sie kann lernen, wie man in einer Stadt richtig fährt und dieses Wissen dann auch in anderen Städten anwenden, ohne diese vorher gesehen zu haben“, sagen die Briten.

Unfälle wie das Uber-Fiasko 2018 will Wayve ausschließen

Zu Unfällen in Situationen, die das Auto noch nicht kennt, soll es so nicht kommen. Uber war beispielsweise im Jahr 2018 nach einem solchen Vorfall, der einer Frau in Tempe (Arizona) das Leben kostete, in die Kritik geraten. Der Fahrdienst-Anbieter hatte einen Volvo XC90 mit seiner damaligen Technik für autonomes Fahren ausgestattet. Ein Software-Fehler führte dazu, dass das Auto die Frau, die gerade eine Straße überquerte, nicht erkannte und überfuhr.

Wayve trainiert sein System in Verkehrssimulatoren, seit 2019 aber auch auf Straßen in Großbritannien. Zum Einsatz kommen mit der entsprechenden Technik ausgestattete Modelle des Jaguar I-Pace.

Die Briten sind überzeugt, dass sie mit ihrem Ansatz autonomes Fahren günstiger und vor allem schneller skalierbar machen können. „Wir werden die Ersten sein, die autonomes Fahren in 100 Städte bringen“, erklärt Co-Gründer und CEO Alex Kendall selbstbewusst. Wann Wayve soweit sein will, lässt er allerdings offen.

Zuspruch erhält Kendall von Hauptinvestor Eclipse Ventures. Dessen Partner Seth Winterroth sagt: „Da sich die Industrie damit schwertut, die Probleme des autonomen Fahrens mit klassischer Robotik zu lösen, zeigt sich immer deutlicher, dass Waymes Vorgehen der richtige Weg ist, um eine skalierbar Fahr-Intelligenz aufzubauen. Diese kann kommerziellen Flottenbetreibern dabei helfen, schneller autonom zu werden.“

Das nun eingesammelte Geld will Wayve in den Ausbau des eigenen Teams stecken. Außerdem soll ein Prototyp für Pkw und Lieferwagen entstehen, der nahe an Level-5-Autonomie herankommt. Erste Pilotprojekte sollen noch in diesem Jahr mit den Supermarkt-Ketten Asda und Ocado starten. In den entsprechenden Lieferfahrzeugen wird allerdings noch ein Sicherheitsfahrer mit an Bord sein.

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