TaaS-Plattform Was Volkswagen mit dem Start-up Cito beweisen will
Im vergangenen Jahr ist die Kurierdienst-Plattform Cito gestartet. Das Unternehmen ist eine Ausgründung von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Wie das Geschäft bislang läuft und was sich der Großkonzern hinter dem Start-up von seinem Investment erhofft.
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Mittwochabend, 19 Uhr. Nach unzähligen Teasern war es so weit: der VW ID Buzz zeigte sich erstmals ungetarnt der Weltöffentlichkeit. Für Volkswagen ist es die wichtigste Fahrzeugpremiere des Jahres, für Konzernchef Herbert Diess sogar sein bislang größtes Herzensprojekt in seiner Zeit bei den Wolfsburgern, wie er mehrfach betonte. Besonders war die digitale Präsentation aber auch für ein noch frisches und zartes Pflänzchen im Volkswagen-Kosmos: das Start-up Cito.
Die Idee der Ausgründung von Volkswagen Nutzfahrzeuge: Kunden und Kurierdienste besser miteinander verbinden. Im Juni 2021 starteten die ersten Transporte, seit Juli steht die Online-Plattform. Nun dürfte Cito auch einer breiteren Öffentlichkeit ins Auge gefallen sein: Denn am Mittwoch war eines der ID-Buzz-Fahrzeuge auf der Bühne in den Farben des Start-ups und mit dem Logo gebrandet.
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Weltpremiere
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Doch wie kam es überhaupt zur Gründung? Co-Gründer und CEO Gregor Stock klärt auf: „Die Idee für Cito entstand, als ein damaliger Kollege von mir vor einigen Jahren binnen kurzer Zeit eine Transportlösung brauchte. Dabei kam er digital nicht weiter. Und das wollen wir mit Cito ändern.“
Stock und sein Mitstreiter Sage Shiromani waren beide Angestellte im Volkswagen-Konzern, als es mit Cito konkreter wurde. Nun gelten Großkonzerne wie Volkswagen selten als agile Inkubatoren für neue Geschäftsmodelle. Zu träge die Strukturen, zu weitläufig die Entscheidungswege.
Dennoch stieß die Idee bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) auf offene Ohren. Warum, erklärt VWN-Vertriebsvorstand Lars Krause: „Wir haben bei Volkswagen Nutzfahrzeuge vor etwa fünf Jahren entschieden, dass wir stärker in neue Geschäftsfelder abseits des klassischen Fahrzeug-Geschäfts investieren müssen. Dafür braucht es zwei Dinge: Offenheit bei den Entscheidungsträgern und Menschen, die über den Tellerrand hinausschauen, Ideen haben und diese auch umsetzen wollen. Genau das muss man dann zusammenbringen.“
„Wir unterstützen Cito nicht, um darüber mehr Nutzfahrzeuge zu verkaufen“
Doch was erhoffen sich die Hannoveraner konkret von ihrem Investment? „Wir unterstützen Cito nicht, um darüber mehr Nutzfahrzeuge zu verkaufen. Das ist ein anderes Geschäft. Uns ist es wichtig, die Plattform zu skalieren. Wir freuen uns natürlich über jeden Cito-Transportpartner mit einem VW-Nutzfahrzeug, akzeptieren aber auch diejenigen mit Wettbewerbsprodukten. Das ist für das Cito-Geschäft unerheblich“, sagt Krause. Und weiter: „Wir wollen zeigen, dass wir auch aus Volkswagen heraus eigene, selbsttragende Geschäfte entwickeln können. Wenn uns das mit Cito gelingt, wäre das super.“
Bislang scheint der Großkonzern das Start-up bei der Geschwindigkeit nicht einzubremsen. Shiromani sagt: „Wir genießen die Unterstützung des Volkswagen-Konzerns. Gleichzeitig bekommen wir aber auch viel Freiheit. Von unserer Idee bis zur ersten Umsetzung sind nur gut drei Monate vergangen. Das ist schon sehr schnell und zeigt, dass auch große Konzerne erfolgreich Agilität in Innovation integrieren können.“
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Transport-on-Demand
Logistik-Start-up verfolgt ambitionierte Pläne
Cito zufolge ist der Markt für zeitkritische Transporte in Deutschland etwa 4,7 Milliarden Euro schwer und wächst jährlich um etwa fünf Prozent. Vorerst konzentriert sich das Start-up im Kurierbereich auf Direktfahrten. Später sollen auch Tourenfahrten hinzkommen. Aber alles zu seiner Zeit. „Uns ist es wichtig, dass wir uns nicht übernehmen. Deswegen haben wir uns zunächst vorgenommen, in Deutschland regional zu wachsen“, sagt Stock.
Partner für die Plattform wollen er und sein Team vor allem mit Transparenz locken. Die Kosten seien für teilnehmende Unternehmen jederzeit einsehbar. Da die Transportpartner mit ihren Fuhrparks das finanzielle Risiko bei dem Geschäft tragen, sei Cito ein fairer Umgang mit ihnen wichtig. Aber auch die Auftraggeber sollen sich auf der Plattform gut zurechtfinden. „Uns ist es wichtig, eine gute Lösung für beide Seiten zu liefern – also für unsere Kunden und unsere Transportpartner. Ein Geschäft nur auf dem Rücken einer der Parteien zu skalieren, würde aus unserer Sicht nicht funktionieren“, so Stock.
Volkswagen Nutzfahrzeuge soll nicht alleiniger Investor bleiben
Skalieren ist das Stichwort. Darum wird es für Cito in der kommenden Zeit gehen. Seit dem Start im vergangenen Sommer sei man Monat für Monat gut zweistellig gewachsen, sagt Sage Shiromani. „Es ist eine Herausforderung, das zunehmende Volumen zu händeln. Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden. Und: Unser Geschäft ist nachhaltig, viele Kunden kommen immer wieder zu uns zurück“, betont er.
Um skalieren zu können, braucht es Geld. Nun hat Cito mit Volkswagen Nutzfahrzeuge einen potenten Partner im Rücken. Doch dabei soll es nicht bleiben. Auch andere Geldgeber will das Start-up perspektivisch für sich gewinnen. Volkswagen Nutzfahrzeuge Vertriebsvorstand Lars Krause sagt dazu: „Ich halte es für den richtigen Weg, mit Investoren zu sprechen. Wenn sich die Idee als kapitalmarktfähig erweist, ist das ein sehr gutes Zeichen. Wann wir das machen, hängt davon ab, wie schnell wir manche Ziele im Business Plan erreichen. Aber ich kann mir vorstellen, dass wir Ende 2022 oder Anfang 2023 so weit sein werden.“
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