Elektromobilität Warum sich EnBW von AC-Ladesäulen verabschiedet

EnBW will künftig keine eigenen Wechselstrom-Ladesäulen mehr aufstellen. Stattdessen fokussiert sich Deutschlands größter Lade-Anbieter auf Schnelllade-Parks. Warum die Badener so vorgehen und warum nicht jeder das für den richtigen Weg hält.

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EnBW wird das eigene öffentliche Ladeangebot künftig nur noch um Schnellladesäulen ergänzen.
EnBW wird das eigene öffentliche Ladeangebot künftig nur noch um Schnellladesäulen ergänzen.
(Bild: EnBW)

An Autobahnen dominieren die öffentliche Ladeinfrastruktur Gleichstrom-Schnellladesäulen. In urbanen Gebieten sind dagegen häufig Wechselstrom-Ladepunkte zu finden. Auch von EnBW. Doch künftig will Deutschlands größter Lade-Anbieter keine eigenen AC-Säulen mehr aufstellen. Das kündigte Timo Sillober, Leiter des Bereichs E-Mobility, im Gespräch mit dem Magazin „Edison“ an.

Doch warum gehen die Badener diesen Schritt? „Inzwischen glauben wir, dass auf diesem Weg nicht die Größenordnungen zu erzielen sind, die wir bei der stark wachsenden Zahl an Elektroautos im öffentlichen Raum brauchen“, so Sillober. Es sei „sehr schwierig“ mit öffentlichen AC-Säulen die Kosten zu decken. „Die Auslastung ist tagsüber niedrig – und nachts hängt ein einzelnes Auto viele Stunden dran. Wenn es blöd läuft, ist es auch noch ein Plug-in-Hybrid, mit kleinem Akku, der wenig laden kann. All das führt dazu, dass eigentlich der Strompreis an einem AC-Lader höher sein müsste als an einem DC-Schnelllader“, erläutert Sillober.

Unternehmen möchte EnBW weiter AC-Lademöglichkeiten anbieten, Privatpersonen auch Wallboxen. Für die eigene Infrastruktur ist die Technologie aber nicht mehr vorgesehen. Stattdessen wird das Unternehmen weiter stark in Schnellladeparks investieren. Bis zu 100 Millionen Euro nimmt EnBW dafür bis 2025 in die Hand. Aktuell planen die Badener 100 neue Parks, etwa die Hälfte davon soll schon 2022 ans Netz gehen.

Erst kürzlich hat der Anbieter in Kamen seinen bislang größten Ladehub eröffnet. Bis zu 52 E-Autos können dort gleichzeitig schnellladen. Laut Sillober hat EnBW einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in den Standort investiert. Doch wie schnell kann sich so etwas auszahlen? „Wir berechnen Infrastrukturinvestitionen in der Regel über 15 Jahre. Aber wir sehen schon, dass die Nutzerzahlen deutlich höher sind als wir ursprünglich kalkuliert hatten. Wir liegen aufgrund der stark steigenden Neuzulassungen von Elektroautos über Plan. Wenn das so weitergeht, wird sich das für uns schon ab 2025 rechnen“, sagt der Manager.

Nicht alle halten „Schnellladen-only“ für den richtigen Weg

Allerdings hält nicht jeder in der Branche hält eine reine Fokussierung auf DC-Ladeinfrastruktur für den richtigen Weg. Dagegen hatten zuletzt beispielsweise Udo Heidl und Matthias Pfriem vom Karlsruher Informationsdienstleister PTV im Gespräch mit »Next Mobility« plädiert. „Strom bereitzustellen ist keine Hexerei. Die Frage ist aber: Zu welchen Kosten? Es wäre unsinnig, an jede Straßenlaterne ein Schnellladekabel zu hängen“, so Pfriem.

Gerade Kommunen müssten beispielsweise Faktoren wie den Flächenbedarf im Blick haben. „Städte müssen entscheiden: Wie viel Fläche lassen wir dem Leben und wie viel Fläche geben wir dem Verkehr? Für Schnellladeinfrastruktur braucht man beispielsweise deutlich mehr Platz.“

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