Elektromobilität „Verstärkter Wunsch nach automatisierter Zustellung auf der letzten Meile“
In E-Autos kommen zunehmend Antriebsbatterien zum Einsatz, die ohne das umstrittene Kobalt als Kathodenmaterial auskommen. Was der Elektronikhersteller Analog Devices dazu beitragen möchte.
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Vertreter von Analog Devices (ADI, Analog Devices Incorporated) haben sich zuletzt mehrfach für kobaltfreie Batterien ausgesprochen. Dabei ist das Unternehmen nicht direkt an der Entwicklung und Produktion von Batteriezellen beteiligt. Wir haben mit Technikchefin Gina Aquilano darüber gesprochen, wie ein Hersteller von Batteriemanagementsystemen (BMS) die Auswahl des Zellmaterial beeinflussen kann.
Frau Aquilano, welche besonderen Herausforderungen sehen Sie im Zusammenhang mit der Elektrifizierung des Antriebsstrangs?
Die Elektromobilität ist für uns ein sehr wichtiger Sektor. Wir sehen im vollständigen Übergang zur Elektrifizierung eine der größten Herausforderungen für heutige OEMs. Die behördlichen Vorgaben sind streng und werden vermutlich noch strenger werden. Und im Hinblick auf die Nachfrage der Verbraucher haben Elektrofahrzeuge den Wendepunkt überschritten.
Batterien spielen in dieser neuen Wertschöpfungskette eine wesentliche Rolle. Wir sehen eine immer größere Auswahl an Batteriematerialien und viele Innovationen. Auch würde ich sagen, dass es für die Branche an der Zeit ist, kobaltfreie Technologien zu forcieren. Die ethischen Aspekte des Kobaltabbaus sind von großer Bedeutung. Nachhaltig zu sein bedeutet auch, über Praktiken zu verfügen, die sich skalieren lassen und die Welt zu einem besseren Ort machen. Schon jetzt haben viele OEMs starkes Interesse an kobaltfreien Batterien. Konfliktfreie Materialien werden immer mehr zu einem wichtigen Thema.
Welchen Einfluss haben sie als Elektronikhersteller auf diese Entwicklung?
Heute verwenden die meisten Lithium-Ionen-Batterien Kobalt als Basis für das Kathodenmaterial. Zellen mit Kathoden, die Kobalt enthalten, ermöglichen gegenüber anderen Zellchemien eine einfachere Ladungsmessung und -verwaltung sowie eine höhere Fahrzeugreichweite. Diese zusätzlichen Leistungsdaten bringen jedoch ein Risiko mit sich, da der niedrigere Flammpunkt von Kobalt gegenüber kobaltfreien Alternativen wie Lithium-Eisenphosphat, kurz LFP, die Gefahr von Batteriebränden erhöht. Bei LFP-Batterien lässt sich aufgrund der flacheren Entladungskurve der Ladezustand nicht so genau messen. Hier können unsere Produkte für Batteriemanagementsysteme helfen. Wir ermöglichen die branchenweit genaueste Messung des Ladezustands von Batterien. Dadurch lassen sich die potenziellen Kosten- und Sicherheitsvorteile, die LFPs der Branche bieten können, ausschöpfen.
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Forschung
Hoffnung auf Feststoffbatterien wächst
Welche Bedeutung messen Sie neuen Formen der Mobilität bei?
Die Covid-19-Pandemie hat definitiv die Einstellung zu neuen Mobilitätsformen beeinflusst. Die Frage ist aber, ob diese Trends nur vorübergehend sind. So ist in den USA zu beobachten, dass die Menschen aus den Städten in ländliche Regionen abwandern und daher den Besitz eines eigenen Autos bevorzugen. Das Ridesharing ist deutlich zurückgegangen. Und wenn Menschen solche Dienste in Anspruch nehmen, ist das Nutzererlebnis alles andere als ideal. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Situation wieder ändern wird, wenn die Länder zur Arbeit im Büro des Arbeitgebers und zum Reisen zurückkehren. Darüber hinaus hat die Abhängigkeit von Lieferdiensten exponentiell zugenommen, was den Wunsch nach einer automatisierten Zustellung auf der letzten Meile sowie nach elektrifizierten Lieferflotten verstärkt. Wir glauben, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Was sind die nächsten großen Trends in der Elektronik für den Mobilitätssektor?
Für den Fahrzeuginnenraum wird ein digitalisiertes und personalisiertes Erlebnis durch weiterentwickelte Sprachinteraktion immer wichtiger. Auch die Verbesserung des immersiven Klangerlebnisses durch aktive Geräuschunterdrückung im Innenraum des Fahrzeugs gewinnt an Bedeutung. Diese Anforderungen spielen eine immer größere Rolle, da beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge Motorgeräusche fehlen, die ansonsten andere Geräuschquellen wie Straßenlärm überdecken.
Bei der Elektromobilität sind die Grundlagen vorhanden. Es gibt nun ein kontinuierliches Streben nach mehr Reichweite, schnellerem Aufladen, weiter optimierter Sicherheit und niedrigeren Kosten. Dies erstreckt sich auf Innovationsbereiche wie ein genaueres Batteriemanagement, eine lokale Auswertung des Batteriezustands, Gewichtsreduzierung durch optimierte Kommunikation sowie die Steigerung der Gesamteffizienz des Fahrzeugs.
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KIT und Helmholtz-Institut
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