Elektromobilität Tesla schließt 2021 mit Rekord-Quartal und Rekord-Rückruf ab

Quelle: dpa |

Die Autobranche wurde im vergangenen Jahr hart von Engpässen bei der Chip-Versorgung getroffen. Doch während bei vielen anderen OEMs deshalb der Absatz schrumpfte, fuhr Tesla ein Auslieferungs-Plus von 87 Prozent ein. Zum Abschluss des Jahres 2021 gab es für die Kalifornier aber auch einen Wermutstropfen.

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Tesla hatte zum Jahresabschluss 2021 viele gute, aber auch eine schlechte Nachricht zu vermelden.
Tesla hatte zum Jahresabschluss 2021 viele gute, aber auch eine schlechte Nachricht zu vermelden.
(Bild: Tesla)

Tesla hat im vergangenen Quartal einen Rekord bei seinen Auslieferungen aufgestellt. Der Elektroauto-Hersteller brachte in den letzten drei Monaten des Jahres 308.600 Fahrzeuge an die Kunden. Im gesamten Jahr kommt Tesla damit auf gut 936.000 Auslieferungen, ein Plus von 87 Prozent im Vergleich zu 2020.

Der Vorreiter bei der Auto-Elektrifizierung will auf lange Sicht ein jährliches Plus von mindestens 50 Prozent bei den Auslieferungen halten. Die neuen Fabriken in Grünheide bei Berlin und in Texas sollen die nötigen Kapazitäten dafür schaffen. Bisher baut Tesla seine Fahrzeuge im Stammwerk im kalifornischen Fremont sowie im neuen Werk in Shanghai.

Der Quartalsrekord kam überraschend für Analysten, die mit 263.000 Autos gerechnet hatten. Im Vorjahresquartal hatte Tesla gut 180.000 Fahrzeuge ausgeliefert und im dritten Vierteljahr 2021 knapp 242.000.

Die von US-Milliardär Elon Musk geführte Firma war im vergangenen Jahr zwar auch von den Chip-Engpässen betroffen, die vielen Autobauern zu schaffen machen. Tesla musste deswegen ebenfalls die Produktion drosseln und zeitweise auch stoppen. Aber der Elektroauto-Hersteller fand auch einen Weg, seine Software schnell umzuschreiben, damit sie auf anderen Chips als den bisher verwendeten läuft. So erhielt Tesla mehr Auswahl bei den Bauteilen. Im Automarkt insgesamt gab es im vergangenen Jahr nach Einschätzung von Analysten lediglich ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Die Kompaktwagen Model 3 und Model Y machen weiterhin den Löwenanteil des Tesla-Geschäfts aus. Davon wurden im Schlussquartal fast 297.000 Fahrzeuge ausgeliefert und im gesamten Jahr gut 911.000, wie Tesla am Sonntag mitteilte. Die teureren und größeren Wagen Model S und Model X, die im vergangenen Jahr erneuert wurden, machen den Rest aus. Den Produktionsbeginn des Elektro-Pickups „Cybertruck“ verschob Tesla unter Verweis auf die Engpässe in der Lieferkette auf dieses Jahr.

Bislang größter Tesla-Rückruf betrifft 700.000 Autos

Zum Jahresende verkündete Tesla neben den Rekordzahlen allerdings auch schlechte Nachrichten: In den USA und China ruft der Hersteller insgesamt knapp 700.000 Fahrzeuge wegen möglicherweise sicherheitsgefährdender Mängel zurück. In den USA sind dabei alle Autos der Reihe Model 3, die 2017 bis 2020 gebaut wurden, betroffen. Das geht aus einem Dokument der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hervor, das im Internet veröffentlicht wurde.

Es handelt sich demnach um 356.000 Fahrzeuge. Bei ihnen könnte der Kabelbaum der Rückfahrkamera beschädigt werden durch das Öffnen und Schließen des Kofferraumdeckels. Dadurch könnte die Kamera ausfallen. Die Angaben sind kurz vor dem Jahreswechsel durch mehrere Medienberichte bekannt geworden.

Hinzu kommen in den USA nach den auf den 21. Dezember datierten Angaben 119.000 Autos des Model S aus den Jahren 2014 bis 2021. Hier bestehe die Gefahr einer sich unerwartet öffnenden Motorhaube, sofern ein Verriegelungsmechanismus gelöst würde. Dies könne „die Sicht des Fahrers behindern und die Unfallgefahr erhöhen“.

In China geht es um rund 200.000 Fahrzeuge. Wie aus einer Online-Stellungnahme der chinesischen Marktaufsichtsbehörde hervorgeht, sind knapp 20.000 importierte Autos des Model S und über 35.000 importierte Autos des Model 3 betroffen. Hinzu kommen rund 144.000 in China produzierte Model 3, die ebenfalls von der Rückrufaktion betroffen sind. Laut Berichten geht es dabei um die gleichen Sicherheitsrisiken wie in den USA.

Tesla generiert rund ein Fünftel seines Umsatzes in China, dem weltweit größten Markt für Elektro-Autos. Seit 2019 betreibt der von Elon Musk gegründete Konzern eine Fabrik in Shanghai mit mehreren tausend Angestellten.

Unklar, inwieweit deutsche Tesla-Besitzer betroffen sind

Ob von den Mängeln und einem möglichen Rückruf auch Fahrzeuge in Deutschland betroffen sind, ließ sich bislang nicht klären. Das dafür zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg war für eine Stellungnahme bis zum Sonntag nicht zu erreichen.

Tesla hatte zuletzt satte Gewinne in Milliardenhöhe eingefahren. Der Konzern von Unternehmer Elon Musk baut gerade in Grünheide bei Berlin seine erste europäische Fabrik. Diese ist aber noch immer nicht offiziell genehmigt. Tesla reichte nun aber nach Angaben der Brandenburger Landesregierung die noch fehlenden Dokumente für das Genehmigungsverfahren ein. Diese würden nun geprüft, ein Termin für die Entscheidung könne noch nicht benannt werden, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums der dpa.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wirbt um Geduld: „Wichtig ist jetzt, dass wir weiter mit der nötigen Geduld alles dafür tun, die Genehmigungsverfahren fachlich gut weiterlaufen zu lassen. Wir sind darauf angewiesen, vor allem aber Tesla selbst, dass am Ende eine rechtssichere Genehmigung vorliegt.“

Elon Musk hatte gehofft, dass die ersten Autos in Grünheide spätestens im Dezember 2021 von den Bändern rollen können. Dort werden schon Fahrzeuge produziert, aber nur zu internen Testzwecken. Der Start der Massenproduktion war laut Tesla stets für 2022 geplant. Bisher baut das Unternehmen seine Fabrik über mehrere vorzeitige Zulassungen.

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