Verkaufsverhandlungen Opel soll an PSA verkauft werden

Redakteur: Benjamin Kirchbeck

Seit über 90 Jahren gehört Opel General Motors. Jetzt wird der Autobauer offenbar an den französischen PSA-Konzern abgestoßen. Der Deal könnte bereits in den nächsten Tagen über die Bühne gehen.

Seit über 90 Jahren gehört Opel zum US-amerikanischen Hersteller General Motors und wird jetzt offenbar an PSA abgestoßen. Der Deal könnte bereits in den nächsten Tagen über die Bühne gehen.
Seit über 90 Jahren gehört Opel zum US-amerikanischen Hersteller General Motors und wird jetzt offenbar an PSA abgestoßen. Der Deal könnte bereits in den nächsten Tagen über die Bühne gehen.

Wie die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters berichten, steht der Rüsselsheimer Automobilkonzern vor dem Verkauf. Insiderberichten folgend, will die PSA Gruppe den noch immer defizitären deutschen Konzern übernehmen. Ein Sprecher von Peugeot bestätigte die Verhandlungen.

Nur wenige Tage nach der neuerlichen Verlustmeldung von Opel im vergangenen Geschäftsjahr, folgte am Dienstagmittag die eigentliche Sensation. Der amerikanische Hersteller GM möchte seine deutsche Tochter Opel verkaufen. Man sei bereits in weit vorangeschrittenen Gesprächen.

Von Opel gab es keinerlei Kommentar und auch die französische Regierung hat sich bisher noch nicht geäußert. Der französische Staat ist mit einem Anteil von 14 Prozent an PSA beteiligt. Der PSA-Konzern gliedert sich in die zwei Marken Peugeot und Citroën. Auch die Familie Peugeot ist mit 14 Prozent direkt an dem Konzern beteiligt.

Die Aktienkurse reagierten prompt auf die Meldung. Kurz nach Bekanntwerden der Übernahmeverhandlungen stiegen auch die Börsenkurse. Das Peugeot-Wertpapier konnte ein sattes Plus von 3,63 Prozent verzeichnen. Die Aktie von General Motors kletterte ebenfalls deutlich um 2,5 Prozentpunkte.

Die Gründe für den Übernahme-Deal sind vielfältig. Zum einen versucht General Motors seit vielen Jahren mit nur mäßigem Erfolg, seine deutsche Tochter auf Rentabilität zu trimmen. Der langwierige Prozess schien im vergangenen Geschäftsjahr erstmals von Erfolg gekrönt, doch das Brexit-Votum verhagelte der Marke mit dem Blitz die Bilanz.

Zum anderen ist der bevorstehende Verkauf keine vollkommene Überraschung. Bereits im Jahr 2013 forcierte die französische Regierung als Teilhaber bei PSA die Übernahme von Opel. Vier Jahre zuvor platzte ein Verkauf an den Automobilzulieferer Magma in letzter Sekunde.

GM weigerte sich Opel zu verkaufen, weil Magma auf eine Klausel bestand, die es ihnen erlaubt hätte, 55 Prozent der Anteile an ein russisches Staatsunternehmen zu verkaufen. General Motors wollte jedoch unter keinen Umständen die Technologie und Forschungskenntnisse von Opel in russischer Hand wissen.

Zwischen den beiden Ereignissen sprachen im Jahr 2011 kurzfristig auch einige Indizien für einen Verkauf Opels an den chinesischen Staatskonzern BAIC. Doch auch dieser Wechsel scheitert schlussendlich. Neben all den vergeblichen Verkaufsversuchen, blieb am Ende nur eine einstweilige Kooperation mit Peugeot, aus der unter anderem ein Minivan entstand.

Opel betreute die technische Umsetzung, während PSA hauptsächlich Motoren und Getriebe zu lieferte. Opel fertigte Meriva, während bei PSA der Citroën C3 aus der Kooperation hervorging. Nun scheint sich PSA also dazu entschlossen zu haben, Opel dauerhaft an sich zu binden.

Für PSA würde eine Übernahme aus mehreren Punkten Sinn machen. Zum einen will man den europäischen Marktanteil zukünftig deutlich ausweiten, zum anderen könnte Opel ein wichtiger Techologielieferant sein. Erst kürzlich hatte der Rüsselsheimer Autobauer das Elektromobil AmperaE vorgestellt, der eine NEFZ-Reichweite (NEFZ = New European Driving Cycle) von über 500 Kilometern hat.

Für die Mitarbeiter von Opel gehen die unruhigen Zeiten hingegen unverändert weiter. Sollte die Übernahme durch PSA tatsächlich über die Bühne gehen, wird der Rotstift vermutlich erneut massiv angesetzt werden. Bereits im Jahr 2014 war das Opel Werk in Bochum im Zuge angekündigter Sparmaßnahmen geschlossen worden.

Ob der Opel-Belegschaft auch diesmal ein ähnliches Szenario droht, ist gegenwärtig noch ungewiss. Kurz nach Bekanntwerden der Übernahmegerüchte, meldeten sich sich die Betriebsräte von Opel und Vauxhall zu Wort. Sie kritisierten die Gespräche, als "eine beispiellose Verletzung sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte."

(ID:44914652)