Nutzfahrzeuge E-Actros 600: Elektrisch im schweren Fernverkehr

Von Thomas Günnel Lesedauer: 3 min |

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Mercedes-Benz Trucks stellt im Oktober den schweren Fernverkehrs-Lkw „eActros 600“ vor. Er soll im Jahr 2024 serienreif sein — und stellt hohe Anforderungen an die Ladeinfrastruktur.

Im Oktober will Mercedes-Benz Trucks den elektrisch angetriebenen, serienreifen „eActros 600“ erstmals vorstellen.
Im Oktober will Mercedes-Benz Trucks den elektrisch angetriebenen, serienreifen „eActros 600“ erstmals vorstellen.
(Bild: © Daimler Truck AG)

Mercedes-Benz Trucks stellt am 10. Oktober erstmals den elektrisch angetriebenen, schweren Fernverkehrs-Lkw „eActros 600“ vor. Die Typbezeichnung 600 leitet Mercedes von der Batteriekapazität in Kilowattstunden ab. Drei Batteriepakete liefern im eActros 600 eine Gesamtkapazität von über 600 Kilowattstunden.

Für den Antrieb sorgen zwei Elektromotoren, die Bestandteil einer neuen E-Achse sind; eine Eigenentwicklung von Mercedes-Benz. Ihre Architektur basiert auf einem 800-Volt-System. Die Motoren haben eine Dauerleistung von 400 Kilowatt; die Spitzenleistung beträgt „über 600 kW“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Auf „etwa 500 Kilometer ohne Zwischenladen“ beziffert Mercedes die Reichweite des Trucks.

Im eActros nutzt Mercedes Akkus mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen, sogenannte LFP-Zellen. An einer Ladesäule „mit etwa einem Megawatt Leistung“ sollen sich die Akkus „in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent“ laden lassen. Zusätzlich zur Sattelzugmaschine wird es ab Marktstart Pritschenfahrgestell-Varianten des Modells geben.

Hinsichtlich der Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten muss sich der elektrische Actros mit einem vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros messen. Das heißt: 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. Die Serienreife des E-Lkw ist für 2024 geplant.

Prototypen für Praxistests bei Kunden

Den Prototypen des jetzt in Serie gehenden elektrischen Actros hatte der Hersteller auf der IAA Transportation 2022 vorgestellt. Seitdem entstanden im Werk in Wörth Testfahrzeuge. Anfang dieses Jahres testete Mercedes die Prototypen bei einer Wintererprobung in Finnland. Aktuell entsteht laut des Sprechers eine Flotte von rund fünfzig Prototyp-Fahrzeugen, die erste Kunden für die Praxiserprobung erhalten sollen. Deren Aufbau erfolgt „so seriennah wie möglich“.

Umbau der Produktionswerke Mannheim, Gaggenau und Kassel

Parallel dazu bereiten sich die Standorte Wörth, Mannheim, Gaggenau und Kassel auf die Serienproduktion des neuen Modells und der Komponenten vor. Der eActros 600 entsteht auf der bestehenden Montagelinie in Wörth – parallel und flexibel neben Lkw mit Dieselmotor. In Wörth montieren die Beschäftigten zudem die elektrischen Antriebskomponenten in den E-Lkw. Dazu zählen die E-Achse, Hochvoltbatterien und die Frontbox. Sie bündelt mehrere Steuergeräte und Hochvolt-Komponenten und den elektrischen Luftpresser. Montiert ist das Modul im früheren Bauraum des Verbrennungsmotors. Die Frontbox entsteht in Mannheim.

Das Werk Mannheim ist das führende Werk bei Nutzfahrzeugmotoren des Herstellers. Am Standort befindet sich das „Kompetenzzentrums für Emissionsfreie Mobilität“. Es verfügt laut des Sprechers über 25 Jahre Erfahrung und wird sich auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme konzentrieren.

Das Werk Gaggenau ist spezialisiert auf schwere Nutzfahrzeuggetriebe. Künftig wird es zum Kompetenzzentrum für elektrische Antriebskomponenten; darunter die E-Achse. Bereits seit 2021 entstehen hier wesentliche Teile für die E-Achse des Verteiler-Lkw eActros 300/400 und des Müllsammelfahrzeugs eEconic. Dazu zählen vor allem mechanische Teile, die hier seit vielen Jahren für Fahrzeuge mit herkömmlichen Antriebssträngen entstehen: Getriebekomponenten wie Wellen, Räder und Gehäuseteile.

Von Gaggenau liefert Mercedes die Teile nach Kassel für die Montage der Achs- und Getriebekomponenten. Kassel ist das Kompetenzzentrum für konventionelle Achsen und elektrische Antriebssysteme. Aktuell befindet sich das Werk in der Prototypenphase der E-Achs-Montage.

Gleichteile in konventioneller und E-Achse

Rumpfachse, Radkopf und Bremsenumfänge für die drei E-Lkw stammen aus der konventionellen Achse, die im Werk Kassel seit über zwei Jahrzehnten entsteht. „Die Komponenten werden hochflexibel auf der konventionellen Montagelinie produziert, sodass das Werk je nach Auftragslage zwischen konventioneller und elektrischer Achse variieren kann“, beschreibt der Sprecher. Für den Serienstart entsteht eine neue Montagelinie mit Test- und Prüfstationen der funktions- und sicherheitsrelevanten Merkmale.

Yaris Pürsün leitet die Produktion von Antriebskomponenten bei Daimler Truck. „Mit dem eActros 600 verlagert sich der Schwerpunkt der Produktion in unseren Mercedes-Benz Aggregatewerken in Mannheim, Kassel und Gaggenau immer mehr auf die E-Mobilität“, beschreibt er. „Wir haben uns deshalb frühzeitig mit dem Aufbau eines Produktions- und Technologieverbundes von Kompetenzzentren für elektrische Antriebskomponenten vorbereitet und befinden uns bereits mitten im Anlauf auf die Serienfertigung der neuen Generation unserer Aggregate.“

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