Lieber ein Robotaxi als ein eigenes Autos

Redakteur: Benjamin Kirchbeck

Immer mehr Menschen würden lieber Robotaxis fahren, als ein Auto zu besitzen: Unter Stadtbewohnern in den USA sind es 40%, unter jungen Chinesen 26%. Auch der Anteil an Carsharing-Nutzern steigt. Die Daten belegen einen unaufhaltsamen Trend: Mit dem Verkauf von Neuwagen wird die Autoindustrie alleine nicht bestehen können.

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Immer mehr Menschen würden lieber mit Robotaxis fahren, als ein Auto zu besitzen: Unter den Stadtbewohnern in den USA können sich das bereits 40 Prozent vorstellen (2017: 36%).
Immer mehr Menschen würden lieber mit Robotaxis fahren, als ein Auto zu besitzen: Unter den Stadtbewohnern in den USA können sich das bereits 40 Prozent vorstellen (2017: 36%).
(Bild: Daimler)

"Die Idee vom fahrerlosen Mobilitätsdienst entwickelt sich gerade von einem technologischen Traum zur konkreten Anwendung", sagt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger. In Arizona wird ein Anbieter schon bald die ersten autonom fahrenden Taxis im Realbetrieb einsetzen, andere Unternehmen haben vergleichbare Pläne angekündigt. "Schaut man sich verschiedene Indikatoren an, die wir regelmäßig erheben, wird klar, dass sich der Mobilitätsmarkt rasch ändert", so Bernhart.

Fahrgewohnheiten ändern sich

Zum einen steigt weltweit das Interesse an neuen Formen der Mobilität. Immer mehr Menschen würden lieber mit Robotaxis fahren, als ein eigenes Auto zu besitzen: unter Stadtbewohnern in den USA bereits 40 Prozent (gegenüber 36% Anfang 2017); unter jungen Menschen in China 26 Prozent (17%). Schon heute nutzen immer mehr Menschen regelmäßig Carsharing, Ridesharing oder Taxis: in amerikanischen Städten 13 Prozent, in Singapur mehr als 16 und in China mehr als 18 Prozent. In Deutschland sind es noch deutlich weniger, dafür hat sich ihr Anteil seit Anfang 2017 fast verdoppelt: von 1,9 auf 3,7 Prozent.

Knapp die Hälfte der befragten Autofahrer würde kein neues Auto kaufen, sofern Robotaxis die kostengünstigere Alternative darstellen.
Knapp die Hälfte der befragten Autofahrer würde kein neues Auto kaufen, sofern Robotaxis die kostengünstigere Alternative darstellen.
(Bild: Roland Berger)

"Alle unsere Umfragen zeigen eindeutig, dass weltweit der Wunsch zunimmt, mobil zu sein, ohne unbedingt ein eigenes Auto zu besitzen", sagt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger und Leiter des Competence Center Automotive in der DACH-Region. "Perspektivisch bedeutet dies, dass das Geschäft mit Neuwagen langsamer wachsen wird. Eine Entwicklung, die eine starke Transformation bei den Automobilherstellern sowie bei vielen Zulieferer fordern wird."

Industrie und Investoren ändern Fokus

Entsprechend den Verbraucherwünschen nach neuen Mobilitätsmodellen ändert sich auch der Fokus der Automobilindustrie sowie der Investoren. So haben Automotive-Unternehmen ihre Entwicklungskapazitäten im Bereich Autonomes Fahren massiv aufgestockt: Die Anzahl der Mitarbeiter, die in diesem Feld tätig sind, ist zwischen 2016 und 2017 weltweit von 41.000 auf 51.000 gestiegen (+22,5%).

Noch deutlicher ist die Entwicklung beim Risikokapital: Standen für Mobilitätsprojekte 2016 noch 9,3 Milliarden Dollar weltweit zur Verfügung, waren es 2017 bereits 21,4 Milliarden (+130%). Auch für das Thema Künstliche Intelligenz, ein wichtiger Faktor beim autonomen Fahren, gab es 2017 mit gut 3,2 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel Risikokapital wie 2016.

"Faktoren wie die drohenden Fahrverbote in Innenstädten könnten die Entwicklung zusätzlich antreiben", erklärt Wolfgang Bernhart. "Und auch auf dem Land sind neue Formen der Mobilität gefragt – unter anderem bedingt durch die älter werdende Bevölkerung. Robocabs könnten hier in den kommenden Jahren stark zum Einsatz kommen."

Bei den neuen Entwicklungen in Richtung Konnektivität und Autonomes Fahren kommt außerdem noch ein wichtiger Aspekt hinzu: der zunehmende Druck von branchenfremden IT- und Technologieunternehmen, die in den Mobilitätsmarkt einsteigen wollen. Fazit: "Das Rennen um den Erfolg in der neuen Mobilitätswelt hat längst begonnen", fasst Norbert Dressler zusammen. "Wer sich jetzt nicht positioniert und das eigene Geschäftsmodell überprüft, wird schnell wichtige Marktanteile verlieren."

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