Klimaschutz Inlandsflüge: Jeder fünfte Flugzeug-Passagier soll Zug fahren
Weniger Inlandsflüge, mehr Bahnfahrten: Die Bahn und der Verband der Luftverkehrswirtschaft wollen die Menschen in die Züge locken – unter anderem mit besseren Verbindungen.

Flugzeuge sind bekannterweise regelrechte CO2-Schleudern. Gerade bei Kurzstrecken ist die Bahn oft eine klimaschonende Alternative. Am Freitag haben sich deshalb zwei auf den ersten Blick recht unterschiedliche Gruppen an den Tisch gesetzt und einen Aktionsplan erstellt: die Deutsche Bahn und der Verband der Luftverkehrswirtschaft (BDL). Das Ziel: Jeden fünften Passagier dazu zu bringen, auf Inlandsflüge zu verzichten und stattdessen mit der Bahn zu reisen. Damit das gelingt, muss vor allem das Schienennetz ausgebaut werden. Von einem Verbot von Inlandsflügen wollten jedoch beide Parteien nichts wissen.
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Klimaschutz
Frankreich verbietet kurze Inlandsflüge – wenn der Zug schnell genug ist
Ein Fünftel weniger Inlandsflüge
Laut BDL könnten somit aus rund 4,3 Millionen Flugpassagieren Bahnreisende werden. Das wäre rund 18 Prozent des Passagieraufkommens von 23,9 Millionen Inlandsfluggästen aus dem Jahr 2019. Ein genauer zeitlicher Rahmen zum Erreichen dieses Ziels wurde nicht genannt, der Plan enthält aber Elemente für die kommenden zehn Jahre. Kurzfristig rechnen die Fluggesellschaften wegen der Corona-Pandemie mit deutlich geringeren Passagierzahlen und einer nur langsamen Erholung des Geschäftsreise-Segments.
Bahn: Verbot von Inlandsflügen ist der falsche Weg
In der Vorkrisen-Gesamtzahl sind rund acht Millionen Umsteiger für internationale Flüge enthalten, die nach Einschätzung von BDL-Präsident Peter Gerber nicht ohne Weiteres auf den Zug verwiesen werden könnten. Insbesondere bei Langstreckenflügen könne der Kunde immer auch auf ausländische Drehkreuze ausweichen, so dass für die Umwelt nichts gewonnen sei. Auf langen innerdeutschen Verbindungen mit Zug-Fahrzeiten oberhalb von drei Stunden werde es auch langfristig eine Nachfrage nach Luftverkehr geben, erwartet der BDL. Ein Verbot von Inlandsflügen sei der schlechteste Weg, meinte Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. Letztlich gehe es um Entscheidungen der Kunden.
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Mehr Zubringerzüge
In dem Aktionsplan ist neben bereits bekannten Neu- und Ausbauprojekten der Bahn ein wachsendes Angebot an Zubringerzügen zum Flughafen Frankfurt enthalten. Lufthansa und Bahn hatten bereits im März den Ausbau ihres Gemeinschaftsangebots „Lufthansa Express Rail“ angekündigt, das um fünf auf dann 22 Startbahnhöfe erweitert wird. Ab Dezember soll es zudem zusätzliche Sprinterzüge zum größten deutschen Flughafen geben. Dort wollen die Partner den Reisenden den Umstieg erleichtern mit besseren Wegen, Ausschilderungen und einem einfacheren Gepäckhandling.
Bislang sind fünf größere deutsche Flughäfen (Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Köln-Bonn und Leipzig-Halle) an Fern- und Nahverkehr der Bahn angeschlossen. Weitere sieben sind mit Nahverkehrszügen erreichbar. Besonders schmerzlich ist die fehlende Fernverkehrsanbindung am zweitgrößten deutschen Flughafen in München. Hier soll eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie Varianten einer zusätzlichen Anbindung prüfen. „Wir hoffen auf neue Erkenntnisse“, meinte dazu Pofalla.
Fahrgastverband: „Schritt in die richtige Richtung“
Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßte die Initiative. „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, marktwirtschaftliche Mechanismen zu nutzen, um mehr Kunden aus der Luft auf die Schiene zu bekommen“, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Verbote wie in Frankreich könnten nur ein letztes Mittel sein. Zielführend sei es, den Inlandsflugverkehr von allen Steuervorteilen zu befreien und mit einer Ökosteuer zu belegen. Auch der Linken-Bundestagsabgeordnete Jörg Cezanne forderte eine Kerosinsteuer für Inlandsflüge, um das Tempo der Verlagerung zu steigern.
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