China Market Insider EU-Batterie-Regeln: Wie China einen Ausschluss vom europäischen E-Auto-Markt verhindern will
In der EU sollen schärfere Vorschriften für Elektroauto-Batterien gelten. Das sorgt auch in China für Unruhe. Dortige Batterie- und E-Auto-Hersteller fürchten um ihr Geschäft im wichtigen Markt Europa. Sie fordern die chinesische Regierung zum Handeln auf.
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China soll mit der EU kooperieren, um den CO2-Fußabdruck von Autobatterien zu begrenzen. Diesen Vorschlag haben chinesische Abgeordnete auf den „Zwei Sitzungen“ der chinesischen Marionettenparlamente eingebracht, die gerade in Peking stattgefunden haben.
Beide Abgeordnete sind bekannte Unternehmer in der Volksrepublik. Ihre Vorschläge auf den jährlichen Parlamentssitzungen – von der kommunistischen Partei Chinas sorgsam orchestriert, aber immerhin nicht komplett frei von Debattenkultur – legen den Schluss nahe, dass sich Chinas Führung nun ebenfalls ernsthaft auf das Lebenszyklus-Management von Powerbatterien vorbereitet.
Einer der beiden Abgeordneten ist Zeng Yuqun, Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz. Dieses Beratergremium hat gerade wie jedes Jahr am Rande des Nationalen Volkskongresses (NVK) in Peking getagt, wo nicht frei gewählte „Volksvertreter“ die chinesische Regierungspolitik durch weitgehend einstimmige Beschlüsse ohne viele Gegenstimmen abnicken dürfen.
Zeng Yuqun ist im Hauptberuf Gründer und Vorstandsvorsitzender von CATL, dem größten Produzenten von Autobatterien in China und auch weltweit. Die Regierung in Peking solle ein System zum Management des CO2-Footprints von Powerbatterien für Elektrofahrzeuge einführen, schlug Zeng vor.
Geplante EU-Regeln sorgen für Unruhe
Es geht darum, sämtliche Emissionen von Treibhausgasen zu erfassen, die während des gesamten Lebenszyklus von Autobatterien anfallen – von der Produktion über den Einsatz bis hin zum Recycling. „Die europäischen Nationen und die USA haben die Evaluierung von Karbon-Fußabdrücken in ihre strategischen Pläne aufgenommen und entsprechende Regeln dafür formuliert“, sagte Zeng der chinesischen Zeitung China Daily zufolge während der Parlamentsdebatte.
Sobald Peking ein solches eigenes Regelwerk für die Begrenzung von Emissionen in der Batterie-Industrie ausgearbeitet habe, solle es mit Brüssel über die gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Lebenszyklus-Vorschriften verhandeln, so der CATL-Boss.
Details hat er in einem chinesisch-sprachigen Positionspapier vorgelegt, dessen Titel vom Pressezentrum des Konsultativkonferenz wie folgt ins Englische übersetzt worden ist: „Proposal on Accelerating Research on China´s Battery Carbon Footprint and Establishing a China-EU Mutual Recognition Mechanism“.
In der Tat arbeitet man in Brüssel gerade an neuen EU-Vorschriften für nachhaltigere und auch ethisch weniger bedenkliche Batterien. Dahinter steckt, dass die E-Mobilität zwar als klimafreundlich gilt und in vielen Ländern der EU von der Regierung gefördert wird, vor allem die Batterien aber oft noch erhebliche Umweltprobleme verursachen. Die EU will nun vorschreiben, dass in ihrem Markt nur noch Autobatterien verkauft werden dürfen, deren CO2-Fußabdruck klar etikettiert ist.
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Nachhaltigkeit
Europaparlament will Wechselakku-Pflicht für leichte E-Fahrzeuge
Das EU-Parlament hat am 10. März einen Bericht gebilligt, der darauf abzielt, den gesamten Produktlebenszyklus der Batterien vom Design über den Verbrauch bis hin zu Recycling zu regeln. Die darin geforderten Mindestanteile an recycletem Lithium, Kobalt Blei und Nickel sind zum Teil so hoch, dass sie in den Teilen der europäischen Autoindustrie Sorgen ausgelöst haben.
Für chinesische Produzenten von Powerbatterien, aber auch Hersteller von E-Autos, könnten die neuen EU-Vorschriften einen Ausschluss aus dem in letzter Zeit schnell wachsenden Markt für E-Mobilität in Europa bedeuten, falls China nicht mitzieht und Peking und Brüssel ihre Richtlinien nicht gegenseitig anerkennen.
Auch Xiaomi-Chef Lei Jun meldet sich zu Wort
Auch ein zweiter prominenter „Abgeordneter“ hat sich daher gerade in China zum Thema Lebenszyklus-Management von Autobatterien zu Wort gemeldet. Lei Jun, Gründer und CEO des erfolgreichen chinesischen Handy-Herstellers Xiaomi, fungiert einmal im Jahr als Abgeordneter des NVK, des chinesischen Marionettenparlamentes. Die kommunistische Partei Chinas demonstriert mit solchen Auftritten von Vorzeige-Unternehmern, dass sie nicht wirtschaftsfeindlich ist.
Lei Jun habe während der Sitzung einen Vorschlag zur „Etablierung eines Management-Systems für den CO2-Fußabdruck in der Industrie für New Energy Vehicle (NEV)“ eingebracht, berichtet die regierungsnahe Zeitung China Daily. Unter NEV werden in China Elektrofahrzeuge, Hybride und Fahrzeuge mit Brennstoffzellen oder anderen „grünen Antrieben“ zusammengefasst.
Der umtriebige Xiaomi-Gründer hat im November den Einstieg seines Konzerns in den Markt für E-Autos bekannt gegeben. Xiaomi investiert in eine Fabrik, in der schon 2024 mit der Massenproduktion von E-Autos begonnen werden soll. Die in zwei Phasen errichtete Fabrik soll insgesamt 300.000 E-Autos jährlich bauen, wenn sie fertig ist.
Chinas E-Auto-Bilanz ist noch lange nicht grün
Auch in China gibt es noch immer Widerstände gegen den Kauf von Elektrofahrzeugen und kritische Stimmen aus der Wissenschaft, weil sowohl E-Autos, als auch ihre Batterien alles andere als klimaneutral produziert und genutzt werden. Nicht nur werden bei der Herstellung der Batterien viele Emissionen frei. Auch stammt der Strom für das Aufladen der Batterien in China momentan noch zu mehr als der Hälfte aus Kohlekraftwerken.
Unternehmensführer wie Zeng und Lei ist offenbar bewusst geworden, dass die Produktion von E-Autos und Autobatterien nur dann langfristig gewährleistet ist, wenn die Verbraucher von den Vorteilen der Elektrifizierung gegenüber sparsamen Verbrennungsmotoren oder anderen emissionsarmen Antrieben überzeugt sind – wie zum Beispiel gegenüber den in China von der Regierung neuerdings ebenfalls stark geförderten Antrieben mit Brennstoffzellen oder mit Wasserstoff.
Chinesische Ministerien arbeiten Medienberichten zufolge bereits an Richtlinien, wie sie von den beiden Abgeordneten jetzt vorgeschlagen worden sind.
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