Der Ladeproblematik den Stecker ziehen

Autor / Redakteur: Sebastian Hofelich* / Benjamin Kirchbeck

Carsharing bringt viele Menschen erstmals mit Elektromobilität in Berührung. Die Kundenresonanz zeigt, dass die Stromer faszinieren und durchaus eine Nachfrage besteht. Doch E-Autos etablieren sich wegen der vielerorts fehlenden Ladeinfrastruktur nur zögerlich. Dass die strukturellen Herausforderungen überwunden werden können, zeigt die Kooperation zwischen der Stadt Hamburg und der BMW-Tochter DriveNow.

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Dass ein intensiver Dialog zwischen Mobilitätsanbietern und der Politik Früchte tragen kann, zeigt der Fall Hamburg. Die Hansestadt und die BMW Group haben im Mai 2017 eine strategische Partnerschaft geschlossen, um neue Maßstäbe in der urbanen Mobilität zu setzen.
Dass ein intensiver Dialog zwischen Mobilitätsanbietern und der Politik Früchte tragen kann, zeigt der Fall Hamburg. Die Hansestadt und die BMW Group haben im Mai 2017 eine strategische Partnerschaft geschlossen, um neue Maßstäbe in der urbanen Mobilität zu setzen.
(Bild: DriveNow)

Die Elektromobilität macht derzeit viele Schlagzeilen, doch nur ein Bruchteil der Deutschen ist schon einmal selbst ein Elektrofahrzeug gefahren. Dabei führen belastete Großstädte vor Augen, dass sich das Mobilitätsverhalten dringend ändern muss. Carsharing kann ein wirkungsvolles Instrument sein, Menschen für nachhaltige Mobilitätsformen zu gewinnen.

Die Nutzungszahlen der BMW i3-Modelle von DriveNow zeigen, dass die Elektromobilität auf Begeisterung bei den Kunden stößt. Rund 400.000 Kunden haben ihre erste Erfahrung mit Elektroautos des Carsharing-Anbieters gemacht. DriveNow setzt aktuell über 1000 BMW i3 in 13 europäischen Städten ein.

Sebastian Hofelich ist Geschäftsführer bei DriveNow.
Sebastian Hofelich ist Geschäftsführer bei DriveNow.
(Bild: DriveNow)

Ausbaufähige Ladeinfrastruktur

Während in Kopenhagen bereits eine komplett elektrische Flotte von DriveNow unterwegs ist, ist der Einsatz einer reinen E-Flotte in Deutschland noch mit größeren Hürden verbunden. Hauptgrund ist die Ladeinfrastruktur. In den meisten deutschen Großstädten gibt es weniger als eine Lademöglichkeit pro Quadratkilometer. Das steigert für jeden E-Carsharing-Anbieter den Aufwand im Flottenmanagement, da Kunden das Auto oft nicht selbst laden können.

DriveNow hat sich mit dem Einsatz des i3 an allen Standorten entschieden, bewusst in Vorleistung zu gehen und Elektromobilität zu fördern. Das Unternehmen möchte seinen Teil dazu beitragen, das Henne-Ei-Problem bei der Elektromobilität zu lösen: Kunden zögern bei Elektroautos, weil es zu wenig Elektro-Infrastruktur gibt. Gleichzeitig wird die Infrastruktur nicht ausgebaut, weil die Zahl der Stromer so niedrig ist.

Um die Situation zu verbessern, steht DriveNow in engem Austausch mit den Kommunen und steuert Erfahrungswerte bei, an welchen Stellen am dringendsten zusätzliche Ladesäulen benötigt würden. Mit diesen Daten könnten die Städte mit dem gezielten Ausbau der Ladeinfrastruktur beginnen und ihren Teil zum Durchbruch der Elektromobilität beitragen.

Gemeinsam Elektromobilität fördern

Dass ein intensiver Dialog zwischen Mobilitätsanbietern und der Politik Früchte tragen kann, zeigt der Fall Hamburg. Die Hansestadt und die BMW Group haben im Mai 2017 eine strategische Partnerschaft geschlossen, um neue Maßstäbe in der urbanen Mobilität zu setzen. Gemeinsames Ziel ist es, der Elektromobilität in Hamburg flächendeckend zum Durchbruch zu verhelfen.

Im Rahmen der Vereinbarung baut DriveNow den Elektroanteil seiner Hamburger Flotte massiv aus: Aus ursprünglich 30 BMW i3 wurden bis zum Jahresende 2017 stufenweise 200. Im Gegenzug plant die Stadt Hamburg, bis 2019 schrittweise 1150 Ladepunkte zu implementieren und stellt als erste Stadt in Deutschland gesonderte Parkplätze für E-Carsharing und Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Abhängig vom Erfolg dieser ersten Schritte soll die Hamburger DriveNow E-Flotte weiter aufgestockt werden und bis 2019 bis zu 550 Elektrofahrzeuge umfassen.

Das Beispiel Hamburgs verdeutlicht, dass die Elektromobilität konstruktiv gefördert werden kann, wenn Unternehmen und Kommunen gemeinsam ehrgeizige Ziele verfolgen. Insbesondere Großstädte müssen sich darüber klar werden, wie sie die urbane Mobilität der Zukunft gestalten wollen.

In ihrer Strategie sollten sie nicht nur das geteilte Auto, sondern auch Leihfahrräder, einen funktionierenden Öffentlichen Nahverkehr und weitere Alternativen berücksichtigen. Denn nur ein hochverfügbarer und attraktiver Mobilitätsmix wird langfristig zum Umdenken weg vom privaten PKW führen. Es wird Zeit, dass sich die Städte auf den Weg machen.

* Sebastian Hofelich ist Geschäftsführer bei DriveNow

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