Augmented Reality: Wie der Mobilitätssektor der Krise trotzen will

Von Friederike Truthe

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Vernetztes Fahren, E-Mobilität, Big Data und Fachkräftemangel – all das wurde durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Umsatzrückgänge zurückgeworfen. OEMs wie Zulieferer suchen Wege und Technologien, der Krise zu trotzen, Umsätze zurückzuholen und Prozesse so effizient und kostengünstig wie möglich zu gestalten.

Mit Augmented Reality steht der Kunde quasi mit in der Werkstatt und kann die Reparatur seines Wagens mitverfolgen.
Mit Augmented Reality steht der Kunde quasi mit in der Werkstatt und kann die Reparatur seines Wagens mitverfolgen.
(Bild: Clipdealer)

Ein Weg, diese Ziele zu erreichen, ist die Kombination aus Augmented Reality (AR) und Wearable Computing. Diese eignet sich besonders, da sie leicht und schnell einzuführen ist und praktisch sofort Ergebnisse und Verbesserungen zeigt. Bei der Nutzung bestehender Hardware ist die Lösung innerhalb weniger Stunden umsetzbar, sodass Stillstände vermieden und Produktionsbedingungen verbessert werden können.

Mitarbeiterführung dank Datenbrille mit AR-Unterstützung

Es gibt vielfältige Wege, wie Augmented Reality die Automobilindustrie unterstützen kann. Ein Punkt betrifft die Schulung, Umschulung und Einarbeitung der Mitarbeiter. Gerade in Krisenzeiten kann es vorkommen, dass Mitarbeiter in anderen Bereichen eingesetzt werden und dort für sie neue Tätigkeiten ausführen. Schulungen mit AR-unterstützten Datenbrillen können helfen, die Umstellung schnell und kostensparend umzusetzen.

Wie im laufenden Betrieb gleichzeitig Effizienzsteigerungen erreicht und Schulungsprozesse digitalisiert werden können, zeigt WS System, Zulieferer bei Bremen. Dank der Datenbrille bekommen Mitarbeitende kontextrelevante Informationen und Schritt-für-Schritt-Erklärungen eingeblendet, die sie bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten zielgenau unterstützen. Wenn dies nicht ausreicht oder ein Problem während der Montage auftritt, lassen sich darüber hinaus mithilfe der Datenbrillen auch effektive Fernschulungen durchführen. Der Vorarbeiter sieht das Kamerabild des Arbeiters auf seinem Monitor und gibt per Videokonferenz Anweisungen oder blendet grafische Hilfestellungen in das Sichtfeld ein, während die Mitarbeiter jederzeit Fragen stellen können.

Zusätzlich sichern die Anbindung der Montageschritte an externe Sensoren wie Waagen, Lichtsensoren, Tasten oder optische Bilderkennung die Qualität bereits während der Montage ab. Zudem lässt Augmented Reality sich auch zur Erhöhung der Arbeitssicherheit anwenden. Durch die Nutzung einer Datenbrille bleiben die Hände des Arbeitenden frei, was seinen Fokus zum einen auf die Tätigkeit legt und zum anderen die Ergonomie steigert.

Reisebeschränkung? Kein Problem dank Remote Support per AR-Datenbrille

Auch bei anderen aktuellen Herausforderungen kann Augmented Reality Unternehmen helfen, Kosten zu sparen und vor allem Produktionsausfälle zu vermeiden. Das gilt besonders für die Fernwartung per AR-unterstützter Datenbrille. Remote Support macht Expertenwissen unabhängig vom Standort des Facharbeiters verfügbar, Engpässe werden so schnell und kostengünstig behoben. Hierbei können Experten am Bildschirm das exakte Sichtfeld eines Arbeiters mit Datenbrille sehen und ihm so helfen, eine Wartung durchzuführen oder einen Defekt zu beheben.

Eine bereits erfolgreich eingesetzte Lösung, um Fachwissen, Handlungsanweisungen oder Warnhinweise direkt vor Ort bereitzustellen, nutzt eine Kombination aus Datenbrille (Head-Mounted Display), Augmented Reality und Videokonferenzen. Für die Remote-Assistenz per Datenbrille verbindet sich der Servicetechniker vor Ort per WLAN, Hotspot oder einen mobilen Router mit Support-Mitarbeitern des Herstellers zur Videokonferenz. Das Kamerabild der Brille wird als Live-Video in HD-Qualität übertragen. Die zugeschalteten Experten sehen das Sichtfeld des Mitarbeiters auf ihrem Monitor und geben per Audioverbindung und AR-Einblendungen konkrete Hilfestellungen. Sie erklären technische Zusammenhänge und treffen bei Bedarf sofort Entscheidungen über das weitere Vorgehen, z.B. über mögliche Kulanzfälle oder die beste Reparaturalternative. Ehemals umständliche und langwierige Abläufe werden so deutlich schlanker, schneller und lassen sich automatisch dokumentieren.

Ergänzend zur Videokonferenz erhalten die Techniker Hilfe durch Einblendung von Grafik- oder Textbausteinen direkt in ihrem Sichtfeld. Sie helfen ihnen, ihre Tätigkeiten schnell und sicher durchzuführen. So können die Experten am Monitor bestimmte Bauteile beschriften oder optisch hervorheben und Arbeitsanweisungen Schritt für Schritt vermitteln, z.B. welche Schrauben in welcher Reihenfolge zu lösen sind oder mit wieviel Newtonmeter sie anzuziehen sind. Darüber hinaus lassen sich auch Gefahrenhinweise einblenden, z.B. vor hohen elektrischen Spannungen. So wird die Kommunikationsgeschwindigkeit um bis zu 40 % erhöht und die Kundenzufriedenheit maximiert. Auch Wartezeiten werden minimiert und Entscheidungsfindungsprozesse können schneller stattfinden.

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Ein OEM, der diese Technik bereits nutzt, ist BMW in den USA. 347 unabhängige BMW- und MINI-Händler verteilen sich über die gesamten Vereinigten Staaten. Sie benötigen jederzeit Experten-Know-how. Zudem sind die Servicetechniker vor Ort bei komplizierten Reparaturen oft auf zusätzliche Hilfe angewiesen. Bis Ingenieure des technischen Supports jedoch am Einsatzort eintreffen, muss die Arbeit unterbrochen werden, was zeit- und kostenintensiv ist und dazu führt, dass Kunden länger als geplant ohne ihren Wagen auskommen und gegebenenfalls auf ein Ersatzfahrzeug angewiesen sind – eine weitere Kostenquelle. Um dieses Problem zu beheben, führte BMW in den USA AR-Lösungen ein. Die Händler haben nun per Datenbrille Zugriff auf bidirektionale Videokonferenzen zur sofortigen Kontaktaufnahme mit Experten. Während dieser Konferenzen können die Experten in Echtzeit Dokumente teilen, Arbeitsanweisungen geben, Screenshots machen, Videomitschnitte erstellen oder auf der Datenbrille durch Augmented Reality-Elemente im Sichtfeld des Servicetechnikers hervorheben. Alle Informationen aus der Konferenz werden zur späteren Einsicht automatisch im Konferenzprotokoll dokumentiert.

Im Porsche Zentrum Landau wird der Ansatz des Fernzugriff noch ein Stückchen weitergedacht. Hier steht der Kunde quasi mit in der Werkstatt und kann die Reparatur seines Wagens mitverfolgen. Das Augenmerk liegt hier auf einem möglichst engen Endkundenkontakt. Mithilfe der Datenbrillen, die die Mechaniker vor Ort tragen, wird das Live-Bild übertragen und Kunden können den Reparaturprozess ihres eigenen Fahrzeugs miterleben – bequem auf ihrem Tablet, Smartphone oder PC. Das Ausmaß eines Schadens kann aus der Ferne begutachtet werden und der Kunde spart sich lange Wartezeiten vor Ort. Genaugenommen ist die Lösung sogar Social Distancing-konform, denn durch den Remote Zugriff wird auch der Kontakt in der Werkstatt minimiert wird. Für den Premium-Autobauer bedeutet diese Neuerung jedoch viel mehr eine maximale Transparenz gegenüber seinen Kunden und dies wiederum trägt zu einer maximalen Kundenbindung bei.

Qualitätssicherung und Dokumentation

Auch im Qualitätsmanagement lassen sich Prozesse mithilfe von Datenbrillen und AR verbessern – bis hin zum Total Quality Management mit lückenloser, automatischer Dokumentation. So lassen sich teure Nacharbeiten vermeiden, Null-Fehlerquoten erreichen oder schnelle und präzise Inspektionen und Schlussprüfungen realisieren. Dank automatischer Screenshots kann zudem eine lückenlose Dokumentation gewährleitet werden – ohne dass Arbeitende mühsam Papierberge ausfüllen müssen.

Die Automobilbranche befindet sich derzeit in einer herausfordernden Zeit und Corona hat diese Situation noch einmal verstärkt. Doch neue, innovative Konzepte und Technologien wie AR können OEMs und Zulieferern dabei helfen, Chancen zu ergreifen, Prozesse zu vereinfachen und so Kosten zu sparen und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.

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